Was haben Arthur Schopenhauer & Buddha gemeinsam?
Ich fand die Frage spannend und habe mich aufgemacht ins MAK Museum für angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Dort gab es am vergangenen Samstag im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung:
einen Vortrag von Dr. Thomas Regehly (Schopenhauer-Gesellschaft e.v., Frankfurt am Main).
Arthur Schopenhauer galt als Pionier bei der ernsthaften Auseinandersetzung mit den Lehren Buddhas zu seiner Zeit. Er war hoch interessiert am Thema Buddhismus, welches er selber als Buddhaismus bezeichnete. Um jedoch seinen Status als seriöser Philosoph nicht zu gefährden, war er mit öffentlichen Bekenntnissen zum Buddhismus, was seine Person betraf, äußerst zurückhaltend.
Er war ein großer Tierfreund, auch hier war er dem Buddhismus sehr verbunden, und hatte Zeit seines Lebens weiße Königspudel, die er stets ‘Atman’ nannte. Es ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet in etwa Seele / Lebenshauch. Nur wenn er sich über seinen jeweiligen Pudel ärgerte, nannte er ihn ‘Mensch’.
Wie er so täglich mit seinem Hund philosophierend durch die Grünanlagen am Main spazierte, wurde auch von Wilhelm Busch trefflich im Bild festgehalten.
Ganz im Gegensatz zum ausgeglichenen Wesen des Buddha galt Schopenhauer als Misanthrop (Menschenfeind), was ihn aber nicht davon abhielt im hohen Alter von 71 Jahren einen kleinen Jungen vor dem Ertrinken zu retten. Er war jedoch auf jeden Fall recht streitbar!
Am 21. September 1860 starb er im Alter von 72 Jahren an einer Lungenentzündung und ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.
Buddha, als Prinz in einem Palast geboren und von seinen Eltern bis ins Erwachsenenalter vor allem Elend und Leid abgeschottet, ist als junger Mann aus seinem goldenen Käfig ausgebrochen. Nach vielen Jahren Wanderschaft, Askese und Selbstreflexion hat er der Legende nach unter einem Boddhi-Baum Erleuchtung gefunden und seine Erkenntnisse über Mitgefühl & Liebe danach seinen Mitmenschen übermittelt. Buddha gilt bis heute als Manifestation von Weisheit und spiritueller Größe.
In der Ausstellung kann man insgesamt 108 Abbildungen, Skulpturen und Tankas bestaunen. Alle Objekte strahlen eine regelrechte meditative Ruhe aus, was sich auf die Stimmung in der Ausstellung überträgt: sehr friedlich und gelassen! Warum nun gerade 108 Objekte: Die Zahl 108 gilt in der buddhistischen Lehre als heilige Zahl. Es gibt insgesamt 108 Bände der gesammelten Gautama Buddha Lehre. Die Mala (Gebetskette) umfasst 108 Perlen und in buddhistischen Tempeln in Japan wird in der Silvesternacht die Tempelglocke 108 mal angeschlagen: jeder Schlag steht für eine der 108 irdischen Versuchungen auf dem Weg ins Nirvana.
Mein Fazit:
Der Schopenhauer-Vortrag war recht wissenschaftlich nüchtern. Mir wurde einmal mehr klar, welch komplexe Erscheinung Schopenhauer war und es sich immer wieder lohnt, sich mit ihm und seinen Ansichten zu beschäftigen.
Die Ausstellung mit den vielen vielen unterschiedlichen Buddhadarstellungen ist eine einzige Augenweide und auch in unserer modernen Zeit mit ihren digitalen Möglichkeiten beeindruckend. Das auch Buddhisten ‘mit der Zeit gehen’ zeigt das nachstehende Bild sehr treffend:
Eine Antwort auf meine obige Frage ‘Was haben Arthur Schopenhauer & Buddha gemeinsam?’ habe ich allerdings nicht befriedigend erhalten. Hier muss ich wohl noch etwas tiefer graben…
Ganz in diesem Sinne wünsche ich euch
‘Tashi Delek’
was tibetisch ist und ‘Glückvolles Gelingen’ oder auch ‘Möge es dir wohl ergehen’ bedeutet!
Birgit