Ist es dir auch schon mal so ergangen?
Du erzählst einem Freund / Freundin eine in deinen Augen interessante Begebenheit und dein Gegenüber bleibt völlig unbeteiligt, während du allein durch das Erzählen schon wieder voll in dieser Situation bist.
Was ist passiert bzw. was passiert gerade nicht?
Du sprichst wahrscheinlich gerade haarscharf an den Sinneskanälen deines Gegenübers vorbei. Der Spruch ‘alle fünf Sinne beieinander haben’ kennt wahrscheinlich jeder. Diese fünf Sinne beziehen sich auf
Hören
Fühlen
Riechen
Schmecken
Diese Sinneskanäle hat jeder gesunde Mensch und jeder Mensch gibt dem jeweiligen Sinneskanal in seiner Welt eine unterschiedliche Gewichtung.
Hä??? Ja, es ist tatsächlich wie beim Fernseh- oder Radiogerät: Jeder hat so seinen ‘Lieblingskanal’, meistens auch noch einen zweiten und dritten Kanal / Sender, der ihn persönlich ‘anspricht’.
Genauso ist es mit den fünf Sinneskanälen. Der eine Mensch ist mehr visuell (sehen) unterwegs, der andere Mensch eher auditiv (hören). Wieder ein anderer Mensch muss unbedingt alles anfassen / fühlen (kinästhetisch).
Was heißt das für dich im Alltag, im beruflichen Kontext?
Wenn du den bevorzugten Sinneskanal deines Gesprächspartners kennst, kannst du dich wesentlich besser verständlich machen. Sprichst du eine größere Gruppe an, solltest du möglichst drei der fünf Sinneskanäle in deiner Wortwahl berücksichtigen, damit dir auch der Zuhörer in der allerletzten Reihe gedanklich folgt.
Die populärsten drei Sinneskanäle sind SEHEN, HÖREN und FÜHLEN. Die Sinne RIECHEN und SCHMECKEN sind zwar auch meistens mit von der Partie, allerdings nicht so prominent.
Wenn du also z.B. den Visuellen Typ ansprechen willst, solltest du Worte wie hell / dunkel, nah / fern, lichtblau, glasklar usw. verwenden, damit bei deinem Zuhörer innere Bilder entstehen.
Sprichst du eher mit dem Auditiven Typ, dann verwende Worte wie laut / leise, hoch / tief, wohltönend, blechern usw., dadurch entstehen vor seinem geistigen Auge Klangbilder.
Sprichst du mit einem Kinästhetischen Typ, nutze in deiner Sprache Worte wie weich / hart, flauschig / drahtig, zart, grob etc., automatisch entsteht bei diesem Sinnestyp ein Gefühl.
Gleiches gilt natürlich auch für die Sinne Olfaktorisch und Gustatorisch: lecker, duftig, wohlriechend, modrig …
Im NLP (Neurolinguistisches Programmieren) nennt man diese Parameter Modalitäten und bildet aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Sinneskanäle das VAKOG-Modell.
Hier noch ein paar Wortbeispiele je Sinneskanal. Wenn du sie je nach Typ in deinem Gespräch einbringst, wird dein Gegenüber dich definitiv besser verstehen, deine Wirkung wird besser, da du die jeweilige Vorstellungskraft des anderen direkt ‘ansprichst’:
erscheinen, klar sehen, Vorsicht, Fokus, Glanz, Aussehen, anzeigen, ansehen, zeigen, betrachten, offensichtlich, zuschauen, beobachten.
artikulieren, laut, diskutieren, sich fragen, zuhören, Interview, Krach, Lärm, klingeln, sagen, singen, bemerken,
erzählen, lauschen.
KINÄSTHETISCH (FÜHLEN):
befallen, konkret, emotional, Griff, Grundlage, berühren, verrücken, drehen, wenden, halten, hasten.
OLFAKTORISCH / GUSTATORISCH
(RIECHEN / SCHMECKEN):
aromatisch, dunstig, muffig, riechen, stinken, süß, Beigeschmack, schmackhaft, delikat, sauer, scharf, mild.
Um dich auf diesem Gebiet ein wenig zu trainieren und ein Gefühl für diese Sprachmuster zu bekommen, beobachte dich einige Zeit (ruhig drei bis vier Wochen) dabei, wie du etwas erzählst, erklärst, beschreibst. Welches sind deine bevorzugten Sinneskanäle, meistens haben wir zwei, selten alle oder nur einen.
Egal welcher Kanal dabei heraus kommt: es gibt kein richtig oder falsch!
Wenn du danach über einen längeren Zeitraum genau beobachtest, auf welchem Sinneskanal dein Kollege, Partner, Freund spricht, hast du wahrscheinlich ein großes Aha-Erlebnis:
- Der Sinneskanal ist identisch zu deinem bevorzugten Sinneskanal und dir wird klar, warum ihr euch im wahrsten Sinne des Wortes ‘so gut versteht’. 😉
- Der bevorzugte Sinneskanal deines Gesprächspartners ist ein völlig anderer, als dein Sinneskanal und du begreifst, warum ihr stets ‘aneinander vorbei redet’. 😉
Nun verstehst du auch, warum dich manche Redner, Bücher, TV- und Radiosendungen oder Kinofilme fesseln und andere wiederum völlig kalt lassen: es kommt immer darauf an, ob dein bevorzugter Sinneskanal angesprochen wird oder nicht.
Mir haben diese ERkenntnisse schon oft hilfreiche Dienste geleistet und mit ein wenig Übung, können sie auch dir sehr nützlich sein.
Ich wünsche dir interessante Beobachtungen und Aha-Erlebnisse, wenn du dieses Wissen anwendest.
Ich bin schon ganz gespannt auf deinen Erfahrungsbericht / Kommentar!
Bis zur nächsten Woche…
Birgit