…was verbindest du mit dem Monat Mai?
Erst wirklich warme Tage nach den kühlen Wintertagen…
ein erstes Eis auf die Hand …
Sonne pur an strahlend blauem Himmel… Wir alle haben bestimmte Assoziationen zum Monat Mai. Von Maigrün über Wonnemonat bis Hochzeitsmonat…alles dabei.
Einer hat diese Wünsche, Sehnsüchte, Gefühle und Träume schon vor vielen Jahren in passende Worte gefasst: Eduard Mörike!
An den Mai
Es ist doch im April fürwahr
Der Frühling weder halb noch gar.
Komm, Rosenbringer, süßer Mai,
Komm du herbei!
So weiß ich, was der Frühling sei.
Wie aber, soll die erste Gartenpracht,
Narzissen, Primeln, Hyazinthen,
Die kaum die hellen Äuglein aufgemacht
Schon welken und verschwinden?
Und mit euch besonders, holde Veilchen,
Wär’s dann fürs ganze Jahr vorbei?
Lieber, lieber Mai,
Ach, so warte noch ein Weilchen!
Hier nun ein paar Informationen zum obigen Dichter:
Eduard wurde als siebtes von insgesamt zwölf Kindern seiner Eltern 1804 in Ludwigsburg geboren. Seine Mutter war Pfarrerstochter und als ihr Mann starb, war Eduard gerade mal 13 Jahre alt. Sein Onkel holte ihn daraufhin nach Stuttgart und er begann kurz darauf sein evangelisches Theologieseminar in Urach. Er schaffte die Prüfungen mehr schlecht als recht, lediglich die Lektüre der antiken Klassiker fand er bereichernd. Nun begann seine achtjährige ‘Vikariatsknechtschaft’… wie er es selber nannte.
Er war nie wirklich glücklich als Geistlicher, wagte es aber aufgrund der finanziellen Unsicherheiten lange nicht, seiner eigentlichen Leidenschaft, der ‘Schriftstellerei’ nachzugeben. In einem Brief im Dezember 1927 an einen Freund schrieb er:
„Du ahnest ohne Zweifel bereits den Grund jener unschmackhaften Stimmung. Das geistliche Leben ists. Ich bin nun überzeugt, es taugt nicht für mich… der Doktor hat mir einen Urlaub auf einige Zeit vom Consistorium ausgewirkt… Meine Gesundheit kann diß sehr wohl brauchen, aber hauptsächlich will ich die Zeit dazu benutzen mir durch irgend eine Arbeit das Zutrauen des Cotta (ein damals bekannter Verleger) zu erwerben um indessen durch Geschäft bei ihm einen Ausweg und von da vielleicht e. Anstellung bey einer Bibliothek zu finden.“
1843 wurde er dann zumindest zeitweilig in den Ruhestand versetzt. Ab 1852 konnte er endlich seine Leidenschaft zum Beruf machen: Von 1856 bis 1866 war er sogar Lehrer für Literatur und bekam viele Titel und Ehrungen, zum Beispiel die Ehrenprofessur der Universität Tübingen. In dieser Zeit und darüber hinaus hat er als mittlerweile anerkannter Dichter Kontakte u.a. zu Theodor Storm und Friedrich Hebbel. Zu Beginn des Jahres 1875 wurde er krank und bettlägerig. Im Juni verstarb er mit fast 71 Jahren.
Der gute Mörike wurde schon zu Lebzeiten als bedeutender deutscher Lyriker bezeichnet, gleich nach Goethe. Aber trotzdem erkannten nur wenige seine literarische Bedeutung. Zu ihnen zählten der Schweizer Kunsthistoriker Jakob Burckhardt oder Theodor Storm und der russische Schriftsteller Iwan Turgenow. In Deutschland galt Mörike lange Zeit als ein typischer Vertreter des Biedermeier, der die vertraute und enge Heimat besingt. Der ungarische Literaturkritiker Georg Lukács tat ihn sogar als einen der „niedlichen Zwerge“ unter den Dichtern des 19. Jahrhunderts ab. Heute ist Mörikes Werk anerkannt.
Das obige Gedicht hat mich einfach angesprochen und ich dachte mir, vielleicht geht es dir genauso…
Wenn du ein anderes ‘Mai-Gedicht’ kennst, freue ich mich, wenn du es über Kommentar mit mir teilst.
Frühlingsvolle Maigrüße!