Mal ehrlich, wer heute nicht sagen kann: ach, ich bin ja sooo gestresst, fühlt sich schon fast nicht mehr zugehörig zu unserer leistungs- und erfolgsorientieren Gesellschaft. Gegen Zugehörigkeitswünsche ist auch nichts zu sagen, nur sollten wir überdenken, welchen Preis wir eventuell dafür bezahlen. Stress ist nicht per se schlecht, wenn wir unterscheiden zwischen Disstress (belastendem Stress) und Eustress (motivierender Stress).
Als Stressoren, auch Stressfaktoren genannt, bezeichnet man alle inneren und äußeren Ereignisse, die bei uns Reize auslösen und somit Verhaltensänderungen erfordern. Je nach Reiz und individueller Veranlagung erlebt der Mensch die auf ihn einwirkenden Reize und ihre Auswirkungen für die jeweilige Situation und bewertet sie entweder positiv (Eustress) oder negativ (Disstress). Alles, was momentan nützlich, angenehm, befriedigend ist, wird demnach positiv bewertet. Positiver Stress erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden. Eustress tritt beispielsweise auf, wenn wir Glücksmomente empfinden oder total in einer Tätigkeit aufgehen, einen so genannten Flow erleben. Negativer Stress wird durch Reize ausgelöst, die wir als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd empfinden. Stress wird erst dann von uns als negativ empfunden, wenn er häufig auftritt und kein körperlicher Ausgleich mehr erfolgt. Ebenso können negative Auswirkungen auftreten, wenn wir uns selber unter Stress setzen, weil wir keine Möglichkeit zur Bewältigung der Situation sehen, typische Situationen sind z.B. Abgabetermine bei Projekten, Klausuren, Wettkampf, berufliche Veränderung usw. Hier können Stressbewältigungsstrategien hilfreich sein, angefangen bei leichten und rasch zu erlernenden Körperübungen für Zwischendurch, Entspannungsübungen und Stress-prophylaxe, damit es bei der nächsten stressauslösenden Situation entspannter zu geht. Unser Körper reagiert mit stark erhöhter Anspannung auf Disstress. Nachlassende Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit sind erste Anzeichen, bei einer Langzeitwirkung von negativem Stress mit fehlenden Ausgleichsstrategien kann es zum Burnout kommen. Erste Burnout-Anzeichen können neben nachlassender Leistungsfähigkeit auch beginnende Depressionen, häufig wiederkehrende Immunschwächeerkrankungen wie z.B. andauernde Erkältungen oder Magen-Darm-Infekte sein. Bandscheibenvorfälle (ich weiß wovon ich rede!) und nicht zuletzt Hörstürze gehören ebenfalls in diese Kategorie. Wer schlau ist, zieht vorher die innerliche und äußerliche Notbremse und sorgt für sich. Eine gute Balance zwischen Disstress und Eustress ist das A & O, denn wie gesagt: Stress ist nicht per se schlecht!
Erste Hilfe durch Selbsthilfe!
Sofort wirksame Selbsthilfe kann hier z.B. schon sein, dass man in stressigen Situationen bewusst ca. alle 30 Minuten zwanzig mal tief ein- und ausatmet. Klingt banal, hilft aber definitiv!
Ebenso ist regelmäßiges Wasser trinken – auch ca. alle 30 Minuten ein Glas – sehr gut geeignet, damit die typischen Stresssymptome erst gar nicht die Überhand gewinnen. Mit einer entsprechenden app auf dem Handy kann man sich daran erinnern lassen.
Diese Minibreaks kosten nicht wirklich Zeit, bringen aber unterm Strich mehr Leistungsvolumen. Eine möglichst ehrliche persönliche Inventur sollte vor Beginn langfristiger Maßnahmen zur Stressreduktion der erste Schritt sein. Kleine erste Veränderungen im Tagesablauf der nächste. Keinesfalls ist es hilfreich, jetzt gleich alles und sofort verändern zu wollen, damit erzeugt man nur neue Stresssituationen. Ein liebevoller Umgang mit sich selbst ist oberstes Gebot!
Neben den oben erwähnten Soforthilfemaßnahmen kann es schon helfen, wenn man jeden Tag ein bißchen Zeit (es reichen echt schon fünf – zehn Minuten) Natur einplant. Also das Auto etwas vor dem eigentlichen Ziel abstellt und die restliche Distanz läuft. In der Mittagspause eine Parkbank oder noch besser einen Park / Grünanlage aufsucht, anstatt die komplette Pause in der Kantine zu verbringen.
Auch gut: LESEN! Ja, genau … Ein bis zwei Kapitel im Krimi und / oder Roman lesen, z.B. in der Mittagspause, hilft sehr gut um komplett aus der Stresssituation zu entfliehen und den Kopf wieder frei zu kriegen. Auch wenn die ersten Seiten noch ‘vorbei fliegen’, dran bleiben! Aber bitte keine Fachlektüre …;-)
Ebenfalls ganz simpel: mitten in der Stresssituation kurz mal aufstehen und kurz das Fenster öffnen, tut immer gut 😉
Langfristig kann man ein neues Hobby starten, aber bitte ohne Erfolgsdruck, macht schon wieder Stress… oder ein früheres vernachlässigtes Hobby wieder aufleben lassen.
Körperliche Aktivitäten sind natürlich super wenn man in Stresssituationen viel sitzt, aber nur wenn man auch der Bewegungstyp ist, sonst setzt man sich gerade der nächsten Stresssituation aus. Hier gibt es natürlich viel Auswahl von Aqua-Fitness bis Zumba tanzen… how you like it. Generell gilt: Erste Hilfe Maßnahmen sind – wie der Name schon sagt – nur erste Hilfen um die akute Stresssituation zu ‘überleben’. Wer wirklich langfristig etwas gegen seinen Stress unternehmen will, kommt um eine Art Bilanz nicht umhin, um dann auf seine Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmte Veränderungen in seinen Alltag einzubauen: als Prophylaxe und Präventivmaßnahme.
Wünsche allen eine entspannte stressfrei(ere) Zeit!
Ciao
Birgit