…und welcher Teil von mir genau? Bin ich überhaupt ‘Viele’, so wie vor Jahren von RDP (Richard David Precht) eindrucksvoll beschrieben? Also an manchen Tagen bin ich mir total sicher:
Ich bin nur EINE, da bin ich dann ganz bei mir und von mir überzeugt. Fühle mich wohl mit mir, bin stolz auf meine Stärken, und meine Schwächen kann ich liebevoll akzeptieren.
Aber, diese berühmten anderen Tage, da kann ich mir selbst und andere schon gar nicht, irgendetwas Recht machen. Alles und Jede(r) ist anstrengend, nervig, unkomptent, aufdringlich usw.. Da habe ich dann das Gefühl, zig Stimmen in meinem Kopf zu hören…und frage mich erneut: bin ich doch Viele????
Ich erkenne dann in meinem Kopf
*** ich bin weiblich, ergo sind diese
Stimmen auch alle weiblich ? ***
zum Beispiel:
Die Kritikerin – ich weiß immer, wirklich immer, alles Besser.
Die Vorsichtige – ich sehe die Gefahren.
Die Bequeme – bloß keinen Stress bitte!
Die Pragmatikerin – bringt es was?
Die Rechthaberin – hab’ ich doch gleich gesagt.
Die Beschützerin – geht es dir damit gut?
Die Zaghafte – ob das mal gut geht?
Die Zicke – bin grundsätzlich dagegen, egal was es ist!
Jetzt habe ich schon acht Begleiterinnen und wenn ich noch ein wenig in mich hinein höre, dann kommen da noch weitere Ladies zu Wort:
Die Powerfrau – du schaffst das!
Die Abenteurerin – trau dich, wird bestimmt super!
Die Visionärin – ja, ich sehe uns schon …
Die Realistin – machen, wenn es doch nicht klappt: aufstehen!
Die Mentorin – ich begleite dich auf jedem deiner Wege.
Puuhh, ganz schön was los in meinem Kopf…..und nun?
Erst mal ganz ruhig bleiben / werden und einen großen Konferenztisch für alle Teilnehmerinnen suchen.
Denn eines habe ich mittlerweile gelernt: alle Stimmen oder ich könnte auch sagen, Teile von mir, sind wichtig für mich!
Irgendeiner meiner inneren Ladies Sprechverbot zu erteilen, bringt überhaupt nichts, die verbünden sich dann schneller als ich STOP sagen kann mit der Zicke ?.
So eine Konferenz kann ich vielleicht nicht in jeder Situation sofort abhalten, dann kann ich meinen ‘Inneren Ladies’ aber klar kommunizieren: jetzt gerade nicht, diese Situation muss bestmöglich absolviert werden und danach kommt ihr alle zu Wort, jetzt aber bitte ‘alle Mann’ (in meinem Fall alle Frauen) an einem Strang ziehen!
Wenn ich mehr Ruhe habe und dieses Stimmenwirrwarr wird laut, kann ich sofort hinterfragen, was welche Stimme mit ihrem Argument meint. Im Idealfall mache ich eine Liste der Argumente und erarbeite einen Kompromiss, mit dem alle Ladies, also im Prinzip ja ich, leben können. Grundsätzlich gilt nämlich: alle Stimmen sind hörenswert und auch wenn es sich vordergründig oft nicht so anhört, immer sind sie um mein Wohl bemüht!
Ein Beispiel gefällig?
Es war ein anstrengender, wenig erfolgreicher Arbeitstag und ich komme nach Hause. Die Bequeme will nur noch auf die Couch, die Beschützerin will was für meine Seele: lecker Essen, möglichst fett und schwer! Die Kritikerin sagt: Typisch, sich gehen lassen. Die Powerfrau will ein Erfolgserlebnis und will sich an der frischen Luft bewegen. Die Mentorin fragt wo mein Ziel sei?
Nach kurzem Hin & Her in meinem Kopf finde ich einen Kompromiss, mit dem alle Ladies, und somit auch ich, leben können:
Meiner Powerfrau sage ich: wir gehen jetzt eine halbe Stunde spazieren. Meiner Beschützerin sage ich: auf dem Weg liegt ein Sushi-Laden, da hole ich uns etwas (wir lieben Sushi!). Meiner Bequemen sage ich: anschließend können wir mit gutem Gewissen auf der Couch chillen. Meiner Mentorin brauche ich eigentlich gar nichts mehr sagen, sie hat schon selber gemerkt, dass ich bewusst eine uns nützliche Entscheidung getroffen habe. Und meine Kritikerin? Ja, wo ist die denn eigentlich abgeblieben? Konnte es wohl auch nicht besser machen und hat sich verdrückt ?.
In diesem Sinne wünsche ich euch mit allen euren Teilen, inneren Stimmen viele spannende Konferenzen…und nicht vergessen:
Übung macht den Meister!
Eine gute Zeit und bis zum nächsten Mal…
Birgit