… eine gaaaaaaaaaaaaanz alte Leidenschaft!
Ich habe hier mal stellvertretend für viele viele andere Frauen in der Automobilgeschichte vier Frauen ausgewählt. Sie alle haben auf ihre ganz spezielle Weise zum Erfolg einer großen deutschen Automarke beigetragen. Neugierig?
Denn ohne diese Frauen wären die Gründerjahre der Marke Mercedes-Benz vielleicht nicht so erfolgreich verlaufen. Der damaligen Zeit entsprechend hielten sie sich zwar meist im Hintergrund, aber sie waren doch allesamt unkonventionell, mutig und nicht zuletzt eine wichtige Stütze für ihre jeweiligen Göttergatten oder eine Inspiration für den Herrn Papa…
Bertha Benz
Bertha kam 1949 in Pforzheim als geborene Ringer zur Welt und sie gilt heute als ‘eine deutsche Pionierin des Automobils’! Denn durch ihren unternehmerischen, technischen und finanziellen Einsatz schuf sie die Voraussetzungen für die Erfindung des Benz-Patent-Motorwagens durch ihren Mann Carl Benz. Sie war so begeistert von der Erfindung ihres Mannes, dass sie sich 1871 vorzeitig ihre Mitgift auszahlen ließ, damit sie ihrem damals noch Verlobten Carl Benz die Weiterführung seines Unternehmens ermöglichen konnte. Soviel Einsatz musste natürlich belohnt werden: Carl und Bertha heirateten im Juli 1872 in Pforzheim.
Leider traf die Erfindung ihres Mannes, der sogenannte dreirädrige Benz Patent-Motorwagen Nummer 3, in der betuchten Gesellschaft nicht so wirklich auf Begeisterung. Man war skeptisch. Und was machte Bertha? Sie schnappte sich im August 1888 ihre beiden Söhne Eugen & Richard und fuhr mal einfach so 106 Kilometer von Mannheim nach Pforzheim und drei Tage später sogar noch auf einer anderen Route wieder zurück. Wohlgemerkt alles ohne das Wissen ihres Mannes! Für damalige Zeiten ein absolutes No Go!
Diese ‘Spritztour’ gilt heute übrigens als erste erfolgreiche Fernfahrt mit einem Automobil und sie trug wesentlich dazu bei, die noch bestehenden Vorbehalte der Kunden gegen das Fahrzeug zu zerstreuen, und ermöglichte in der Folge den wirtschaftlichen Aufschwung der Firma.
Bertha Benz gilt damit als die erste Autofahrerin und als erster Mensch überhaupt, der sich über kürzere Versuchs- und Probefahrten hinaus wagte. Vielleicht nenne ich ja deswegen seit jeher mein Navi ‚Bertha‘…
Louise Sarazin
Louise gehört auch zu den modernen Frauen ihrer Zeit. Ihr Mann war seinerzeit Besitzer der Lizenzgeschäfte der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Frankreich. Edouard Sarazin war Anwalt und clever, er hatte per Handschlag die Anwartschaft auf die Auswertungen aller künftigen Erfindungen Daimlers für das französische Staatsgebiet erworben.
Nachdem er 1889 verstorben ist, übernahm Louise kurzer Hand die Lizenzgeschäfte. Heute wäre so etwas nicht der Rede wert, aber 1889… Von jedem Motor den Louise als Konzessionsinhaberin herstellte, erhielt die Daimler-Gesellschaft stolze 12 Prozent vom Kaufpreis. Witwe Louise bot sich Gottlieb Daimler als Vertreterin für Frankreich an und mit den Jahren wuchsen neben der gegenseitigen Wertschätzung auch die geschäftliche Kooperation. Dank ihres Instinkts fürs Geschäft hatte Louise keine Probleme, sich in der männlich dominierten Gründerwelt zu behaupten. Sie hatte erheblichen Anteil daran, dass dem Automobil der Durchbruch in Frankreich gelang.
Sie heiratete dann nochmals, einen gewissen Émile Levassor und dadurch gingen ihre Daimler-Patente an die Firma Panhard & Levassor. Panhard & Levassor war damals die erste Firma, die Automobile in Frankreich herstellte.
Lina Daimler
Gottlieb Daimler war Herzkrank und als er sich im Frühling 1893 auf einer Genesungsreise befand, heute würden wir wohl Kur sagen, verliebte er sich in Lina. Lina war ganze 22 Jahre jünger und wirkte wie eine Art Jungbrunnen auf Gottlieb. Sie war sehr fürsorglich und gab dem Herzkranken mit ihrem liebevollen Wesen neue Kraft, um die Turbulenzen der Gründerjahre zu meistern. Man sagt, ohne Lina und ihre selbstlose Art hätte Gottlieb wahrscheinlich den Erfolg seiner Erfindungen gar nicht mehr erleben können.
Mercédès Jellinek
Ihr gebührt die Ehre, ab 1902 die Namenspatin der Automobilmarke Mercedes-Benz zu sein. Ihr Vater, der österreichische Geschäftsmann Emil Jellinek, vertrieb für Daimler Automobile an die feine österreichische Gesellschaft.
Er vergötterte seine Tochter Mercédès über alles. Er regte bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft die Konstruktion eines völlig neuen Fahrzeuges an und bat darum, diesen Wagen nach seiner Tochter zu benennen.
Ernes Merck
Jetzt wird es ganz flott: Ernes war eine geborene Rogalla von Bieberstein und heiratete im Oktober 1918 den Darmstädter Industriellen Wilhelm Merck (1893–1952), ein Mitglied der Eigentümerfamilie der Firma E. Merck. Wer von euch kennt nicht die Firma Merck? Wenn nicht, schau mal in deinen Medikamentenschrank… 😉
Wilhelm Merck war damals auch Mitglied des Aufsichtsrates der Daimler-Benz AG und begeisterter Rennfahrer. Durch diese Verbindung kam Ernes zum Motorsport und eine große Leidenschaft fand ihren Anfang. 1922 fuhr sie ihr erstes Rennen und kam, wie es so schön heißt, an ‘ehrenhafter Position’ ins Ziel. Beim Baden-Badener Automobilturnier belegte sie im selben Jahr schon den 2. Rang auf Steiger. Danach wurde sie Mercedes-Werksfahrerin … bedenke die Zeit!!!
Frau in Rot
Ernes Merck war die einzige Frau die in den 1920er Jahren Profirennen fuhr. Sie war dann auch das Modell für das Motiv der Frau in Rot von Edward Cucuel, welches er 1928 als Werbeplakat erstellte und mit Cucuel Offelsmeyer signierte. Zur damaligen Zeit war es eines der auffälligsten Werbeplakate überhaupt. Ihr könnt Ernes in dieser Grafik in einem roten Rennanzug vor einem Mercedes-Benz Typ S bewundern.
Es ist bis heute nicht ganz geklärt warum sie sich im November 1927 das Leben nahm. Denn es war das Jahr ihrer größten Rennerfolge und der Geburt ihres Sohnes Johannes im Februar 1927.
Johannes Peter Mercedes Merck (1927 – 2014), einziger Sohn von Ernes und Wilhelm Merck, war auch viele Jahre Vorstandsmitglied der Merck KGaA. In den 1950er Jahren nahm er selber an zahlreichen Motorsportveranstaltungen teil, zum Beispiel 1956 an der Rallye Monte Carlo.
Die oben genannten Frauen haben ganz unterschiedlich und auf ihre ganz persönliche Art zum Erfolg der Marke Mercedes beigetragen, zu einer Zeit, als Frauen nicht wirklich viel mehr als die berühmten drei K’s zugetraut wurde. Ich finde dies bemerkenswert, genauso wie die Tatsache, dass die jeweiligen Ehemänner ihrer Zeit wohl ebenfalls voraus waren 😉
Manches braucht echt länger…
Nach der ersten Autofahrt von Bertha Benz dauerte es immerhin noch ganze 125 Jahre, bis 2011 endlich die erste Frau in den Vorstand des Aufsichtsrates von Daimler berufen wurde. Es war die ehemalige Bundesverfassungsrichterin Christine Hohmann-Dennhardt.
Passende Ausstellung dazu
Wenn du jetzt Lust auf mehr schnelle Frauen und den Duft von Motorenöl bekommen hast, habe ich eine Anregung für dich: In der Central-Garage in Bad Homburg – übrigens immer einen Besuch wert – gibt es aktuell und noch bis Herbst diesen Jahres eine interessante Ausstellung unter dem Titel ‚Frauen geben Gas‘. Hier kannst du nicht nur die Frau in Rot sehen und noch mehr über sie erfahren, sondern noch 12 weitere interessante weibliche Lebensläufe aus rund 100 Jahren Automobilgeschichte erkunden. Die Ausstellung startet – na klar – auch mit Bertha Benz im Jahr 1886 und endet 2001 mit der Siegerin der Rallye Paris – Dakar: Jutta Kleinschmidt.
Ich wünsche dir eine rasante Woche
Lieben Gruß, Sabine Meierhofer Samsung Mobile gesendet