Ja ja, richtig gelesen. Passend zum Beginn der diesjährigen Fastenzeit geht es heute um das Thema Essen, aber NICHT ums Fasten 😉 Wenn du also nur mal so ganz generell und im Detail dein Essverhalten beleuchten willst, solltest du weiterlesen
Emotionen beeinflussen unser Essverhalten!
Klar kennen wir alle das Phänomen, dass wir bei Kummer & Sorgen eher Richtung süß tendieren, meist auch zuviel und vielleicht können wir auch das eine oder andere Glas Alkohol nicht einfach stehen lassen. Kommt dir bekannt vor?
Vorweg: Du bist nicht alleine! So reagiert über 90 Prozent der menschlichen Spezies. Wir verbinden nämlich mit der Nahrungsaufnahme so gut wie immer ganz ganz viele Emotionen, wie im negativen, so auch im positiven.
Zu einem gelungenen Treffen gehört fast immer auch ein gutes Essen. Ein festlicher Anlass – ob Weihnachten, Silvester, Ostern, der eigene Geburtstag oder auch am Valentinstag –gönnen wir uns ein besonders leckeres und vielleicht auch umfangreiches Mahl.
Fragen über Fragen:
- Gibt es Lebensmittel, die für dich & mich zu bestimmten Gefühlen gehören?
- Und wo kommt das her?
- Warum essen du & ich was wir essen?
- Warum greifen du & ich bei Kummer häufig zu Schokolade / Süßigkeiten?
- Warum beruhigen du & ich uns bei Stress mit Alkohol?
- Warum gehören die oben bereits erwähnten leckeren Menus zu einem festlichen Anlass?
Ich hoffe ich kann dir hier & heute ein paar Antworten darauf geben 😉
Die Kindheit
Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich beim Zahnarzt als kleines Kind immer hinterher zur Belohnung – weil ich eben brav den Mund aufgemacht hatte, dem Zahnarzt nicht den Finger abgebissen hatte und schon gar nicht geweint hatte – einen Lutscher bekommen habe. Du auch? Heute undenkbar, ich weiß. Also habe ich schon als Kind gelernt: Süß ist was Gutes, eine Form von Belohnung. Evolutionstechnisch steht süß für Energie und Sicherheit. Sicherheit, weil reif und auf keinen Fall giftig. Fast alle Kinder mögen keine bitteren Speisen, Stichwort Rosenkohl, ist auch evolutionsbedingt! Denn bitter bedeutete fast immer unreif und oft genug giftig. Also hat schon der Urmensch lieber einen Bogen um bittere Speisen gemacht.
Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss in deinem kindlichen Umfeld: Hatte Hans oder Erna aus deiner Klasse einen Schokoriegel mit, wolltest du ihn natürlich auch haben, allein um dazu zu gehören!
Wenn wir älter werden
Der Einfluss aus deiner Umwelt steigert sich mit zunehmendem Alter und verändert dein Essverhalten: natürlich regionale Essgewohnheiten, die Ernährung deiner Eltern, Schulkantine und nicht zuletzt die Werbung.
Aber auch sogenannte kognitive Einflüsse nehmen an Bedeutung zu: zum Beispiel gesundheitliche Faktoren, deine Neugierde oder wissenschaftliche Aussagen zu Lebensmitteln. Das alles hat natürlich auch Einfluss auf deine Emotionen, später mehr dazu.
Warum entscheidest du dich für welches Lebensmittel?
Wie du ganz bestimmt – zumindest unbewusst schon weißt – gibt es sehr viele Motive die dich & mich bei unserer Lebensmittelauswahl beeinflussen. Hier mal ein paar Beispiele:
- Geschmack – Grünkohl mit Mettwurst ist ein Genuss
- Hungergefühl – der Magen knurrt
- Ökonomische Voraussetzungen – Spargel ist gerade im Sonderangebot
- Kulturelle Einflüsse – Brötchen mit Kaffee zum Frühstück
- Traditionelle Einflüsse – Kartoffelsalat mit Würstchen an Heiligabend
- Emotionale Wirkung – Kummer gleich Schokolade
- Soziale Gründe – ein Essen mit Freunden ist gesellig
- Fitness & Schönheit – Essen XYZ soll schlank machen
- Neugier – der neue Pudding von XYZ
- Krankheitseinflüsse – z.B. Laktoseintoleranz = Verzicht auf Milchprodukte
- ‘Magische‘ und pseudowissenschaftliche Aussagen – Trennkost hilft beim Abnehmen
Ich könnte diese Liste jetzt noch unendlich fortführen, aber ich denke es wird auch schon so klar, dass es unzählige Motive gibt, die dein & mein Essverhalten beeinflussen. Und das wohlgemerkt, ohne dass wir zwei Hübschen es überhaupt mitbekommen, geschweige denn, dass wir groß darüber nachdenken 😉
Manche unserer Motive verändern sich über die Jahre kaum, andere haben einen akuten Einfluss und legen sich nach einiger Zeit wieder. Stichwort ‚grüne Smoothies‘ etc. Ein anderer ganz wesentlicher Grund für akute Einflüsse sind unsere Emotionen!
Deine Seele will Nahrung!
Unsere Psyche und unser Essverhalten stehen in Verbindung. Wie du dir mittlerweile sicher schon denken kannst, ist Essen keine reine Nahrungsaufnahme. Essen ist eben auch emotionales Verhalten. Dass zeigt auch folgende Statistik:
Essen belegt Platz 4 der Lusthierarchie nach Urlaub, Familie und Sex. Auf der anderen Seite stehen wir ständig im Disput mit unseren kognitiven Gedanken. Ja Schokolade ist lecker und wir lieben sie, aber Schokolade macht auch dick und ist kalorienreich 😉
Dieser ewige Konflikt beunruhigt dich & mich und erschwert es uns, unser Essverhalten zu verändern.
Welche Emotionen sind es denn nun genau?
Wäre ja auch zu einfach, wenn es nur ein Emotionstyp wäre, dem wir die Schuld geben könnten. Leider, es gibt verschiedene Emotionstypen, die das Essverhalten beeinflussen.
Ich habe im Angebot:
- Emotionsqualitäten wie Kummer, Stress und auch Freude
- Stimmungen die meist länger andauern
- Erlebnisstörung (heißt echt so) und ist damit zum Beispiel die angenehme Geschmackswahrnehmung beim Genuss von Schokolade
- Mischemotionen, sind dann der Fall, wenn wir gleichzeitig Angst und Traurigkeit empfinden
In ihrer Wirkung auf unser Essverhalten unterscheiden sich die Emotionen sehr stark voneinander. Bei Langeweile steigert die Emotion unseren Appetit. Hast du Kummer oder bist eifersüchtig, sinkt der Appetit eher. Natürlich gibt es hier auch die Variante Frustessen, ist aber genauso wenig zu empfehlen 😉
In einer Studie konnte dieses Phänomen bestätigt werden: Personen welche Freude empfanden, gaben an, größeren Appetit zu haben und ihnen schmeckte das Stück Schokolade besser. Personen welche traurig waren, gaben an, geringeren Appetit und Lust auf Schokolade zu haben.
Erklärt wird dieses Phänomen damit, dass wir Menschen im Zustand der Freude bereit sind, äußere Reize besser zu verarbeiten und aufzunehmen. Ist der Mensch traurig, führt dies zu einer verminderten Reizverarbeitung.
Ein Lebensmittel selbst kann auch Emotionen bei dir & mir auslösen
Stress und negative Emotionen steigern nur dann unser Essverhalten, wenn sich durch das Essen die negative Stimmung vermindert. Wir essen evtl. mehr Schokolade bei Stress, denn dann fühlen wir uns gleich entspannter. Diese emotionalen Effekte können durch ganz verschiedene Lebensmittel hervorgerufen werden:
Allein der Name eines Produktes kann bei uns eine bestimmte Emotion auslösen. So bewerten wir kalorienreiche Lebensmittel eher als bedrohlich, aber sie können auch positive Gefühle auslösen. Der Geruch von Zimt erinnert uns an die schöne Weihnachtszeit.
Warum haben viele Menschen bei negativer Stimmungslage ein vermehrtes Verlangen nach Schokolade? In einer Studie konnte belegt werden, dass Milchschokolade das Verlangen nach Schokolade am besten befriedigt. Hier spielen positive Geschmacksmerkmale eine große Rolle. In einer weiteren Studie wurden Menschen durch einen Film in eine traurige Stimmung versetzt. Man gab ihnen ein Glas Wasser und ein Stück Schokolade. Und wär hätte es gedacht: Nur die Schokolade führte zu einer Verbesserung der Stimmungslage 😉 Es sind nämlich die positiven Merkmale der Schokolade, die unsere Stimmung verbessert.
Stress ist ein Phänomen mit zwei Gesichtern: Manche Menschen können bei Stress hemmungslos zucker- und / oder fetthaltige Lebensmittel in Null Komma nix verputzen. Bei anderen Menschen schlägt Stress jedoch auf den Magen und sie verspüren kaum noch Appetit.
Allerdings spielt auch die jeweilige Stressintensität eine gewichtige Rolle. Extreme Stressoren führen meist zu Appetitverlust, leichte Stressoren hingegen zu einem vermehrten Appetit. Hier vermindert das Essen das Stressempfinden.
Fazit: Essen und Emotionen stehen in Wechselwirkung! Unsere Emotionen verändern unser Essverhalten und umgekehrt. Ebenso können Lebensmittel bei uns Emotionen auslösen. Welche Wirkungen ausgelöst werden ist bei jedem Menschen verschieden. Nur wenn ein bestimmtes Lebensmittel deine Emotionen befriedigt, isst du es auch.
Ich wünsche dir eine schmackhafte Woche.