Letzte Woche habe ich dir das Thema Selbstgespräche und die Pro & Contras dazu erläutert. Heute geht es mir um deine Denke. Tatsache: Deine Selbstgespräche sind nicht gleichbedeutend mit DENKEN, es besteht ein großer Unterschied, aber auch dein Denken kannst du steuern. Interessiert?
Ich frage dich oben welcher Hut dir passt und dann schreibe ich von deiner Denke. Du bist wahrscheinlich leicht irritiert, aber eben vielleicht auch neugierig 😉
Das mit den Hüten hat Edward de Bono 1986 ins Spiel gebracht. Er hat damals eine neue Kreativitätstechnik namens Six Thinking Hats, auf gut deutsch ‚Denkhüte‘ kreiert. Er hat diese Methode als Werkzeug für Gruppendiskussionen, aber auch individuelles Denken entwickelt. Die sechs Hüte haben unterschiedliche Farben und stehen je Farbe für eine bestimmte Denkausrichtung.
Jeder Hut hat eine eigene Farbe
Also, jeder symbolische Hut steht für eine bestimmte Ausrichtung und erhält daher eine bestimmte Farbe, die die Ausrichtung noch unterstreicht.
Diese sechs Hüte gibt es in der Methode nach de Bono:
Blau: Diese Farbe steht für ein ordnendes und moderierendes Denken. Also z.B. Überblick über die Prozesse. Die bildliche Association lautet das große Ganze oder auch der blaue Himmel der über allem ist.
Weiß: (weiß auf weiß ist schlecht zu sehen, daher bleibt die Schrift wie sie ist 😉 )Diese Farbe steht für analytisches Denken. Also z.B. Konzentration auf die Tatsachen, konkreten Anforderungen und wie sie erreicht werden können. Die bildliche Association lautet: das weiße Blatt.
Rot: Diese Farbe steht für emotionales Denken und Empfinden. Also die Konzentration auf Gefühle und Meinungen. Die bildliche Association lautet hier Feuer und Wärme.
Schwarz: Diese Farbe steht für kritisches Denken. Also z.B. die Risikobetrachtung, Probleme benennen, Skepsis äußern, Kritik und Ängste mitteilen. Die bildliche Association lautet hier Schwarzmalerei.
Gelb: Diese Farbe steht für ein optimistisches Denken. Also z.B. bennen des Best-Case Szenarios, sprich wie wäre es wenn es optimal läuft. Die bildliche Association lautet Sonnenschein, wird ja grundsätzlich als positiv gesehen 😉
Grün: Dies Farbe steht für ein kreatives und assoziatives Denken. Also z.B. neue Ideen und Kreativität entwicklen. Die bildliche Association lautet hier Wachstum.
Wie wendet man die Methode am effektivsten an?
De Bono hat dieser Methode das ebenfalls von ihm entwickelte parallele Denken zugrunde gelegt. Sprich: alle Diskussionsteilnehmer haben gleichzeitig gleichfarbige Hüte auf und gehen das Thema z. B. zunächst mal aus Sicht des blauen Hutes an. In diesem Fall wird erstmal ein grober Überblick zu dem Thema erörtert, dann folgt z.B. der rote Hut für alle Teilnehmer und jeder äußert seine Gefühle und Meinungen zum Diskussionsthema. Wann welcher Hut aufgesetzt wird, legt der Diskussionsleiter fest.
Die Vorgehensweise hat den klaren Vorteil, dass Konflikte vermieden werden, weil nicht ein Teilnehmer gerade einen schwarzen Hut auf hat, daher die negativen Dinge aufzählt und ein anderer Teilnehmer sich unter seinem roten Hut gefühls- und meinungstechnisch gerade öffnet.
Da jeder Kopf anders denkt – wer hätte das gedacht – kommen also immer so viele Ideen, Bedenken und Sichtweisen zur jeweiligen Farbe zusammen, wie es Diskussionsteilnehmer gibt.
Es geht auch anders
Wie schon oben erwähnt, kann bei einer moderierten Diskussion der Moderator die Teilnehmer auffordern: Jetzt hätte ich gern ein paar grüne Beiträge. Dann haben alle Teilnehmer den gleichen Hut zur gleichen Zeit auf. Wenn es sich aber zum Beispiel um eine unmoderierte Diskussion handelt, sagt einfach jeder Teilnehmer zu Beginn seines Wortbeitrages, welche Hutfarbe er gerade ‚trägt‘. Zum Beispiel: ‚Ich setze jetzt den blauen Hut auf und schlage eine kurze Pause vor.‘ (grins)
Man kann in einer Gruppendiskussion zur Verdeutlichung jedem Teilnehmer symbolisch anstatt Hut ein DIN A4-Blatt mit einer bestimmten Farbe, sprich Denkausrichtung, in die Hand geben. So ist für die anderen Diskussionsteilnehmer immer sofort ersichtlich aus welcher ‚Hutecke‘ der Beitrag jetzt kommt und das Diskussionsthema kann von mindestens sechs Seiten besprochen werden. Hier kann auch nach einer gewissen Zeit der Hutträger gewechselt werden, sprich jeder Teilnehmer bekommt reihum alle sechs Farben. Wie gesagt, die Grundidee von de Bono ist dabei, dass unser Gehirn in unterschiedlichen Weisen denkt und diese bei dieser Methode bewusst gesteuert werden können.
Du kannst diese Methode auch prima ganz alleine für dich anwenden, zum Beispiel wenn du eine für dich weitreichende Entscheidung treffen musst. Sagen wir mal Hauskauf oder neuer Job im Ausland oder so. Dann gehst du einfach für dich alle sechs Hüte hintereinander durch und notierst dir deine jeweiligen Ideen, Lösungen, Einwände, Wünsche usw.
Wenn du dir dazu sechs Blätter in den entsprechenden Farben oder weiße Blätter mit den entsprechend farbigen Stiften vor dir ausbreitest, kannst du dir alle Gedanken zu den jeweiligen ‚Hüten‘ auf den entsprechenden Blättern notieren, auch kreuz und quer usw. Wenn dir dann irgendwann der Kopf raucht und dir nichts mehr einfällt, kannst du deine Gedanken zu den jeweiligen Bereichen super strukturieren und du bist deiner individuellen Lösung ein ganzes Stück näher gekommen.
Pro & Contra dieser Methode
Wie alle Methoden, hat auch diese ihre Nutzen, Stärken und Schwächen. Laut de Bono nutzen die Denkhüte die menschliche Fähigkeit des Verstellens. Da alle Teilnehmer eine Rolle spielen, sind offenere Diskussionen möglich, als wenn jeder Teilnehmer ‚nur‘ er selbst ist. Du kennst das bestimmt aus deinem Umfeld auch, von Haus aus ist Person A IMMER der Bedenkenträger und Person B IMMER der Optimist, egal um welches Thema es geht. Mit einem farbigen Hut auf, muss sich jeder aber zum Thema Gedanken in der jeweiligen Farbe machen!
Klar hat sowas manchmal auch seinen Preis. Der geborene Pessimist wird unter dem gelben Hut eventuell zum völlig übertreibenden Optimisten. Aber egal, durch die Verteilung der Rollen (also Farben und somit Denkansätze) stellt man immerhin sicher, dass alle wesentlichen Denkmodelle für eine Entscheidung berücksichtigt werden.
Grundsätzlich gilt hier wohl, dass man in einem Team diese Methode vielleicht erstmal bei einem ‚unwichtigen‘ Thema übt und wenn man schon weiß, da treffen sehr unterschiedliche Temperamente aufeinander, sollte es auf jeden Fall und unbedingt einen Diskussionsleiter / Moderator geben….oder ein Erste-Hilfe-Kasten wird in Reichweite aufgestellt 😉
Fazit:
Für mich ist de Bono’s 6-Hut-Ansatz eine spannende Methode um effektiv und kreativ, egal ob für mich alleine oder im Projektteam, zur Entscheidungsfindung zu gelangen. Es fördert auf jeden Fall eine breit(er) angelegte Kommunikation bzw. Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema. Gerade wenn du diese Methode für dich alleine anwendest bekommst du einen wesentlich detaillierteren Blick auf dein Thema, wenn du dich darauf einlässt, zu jedem Hut / Farbe / Sichtweise wirklich Argumente zu finden. Auch und gerade wenn du ‘eigentlich’ nur eine Sichtweise hast, weil ja ach so vertraut. Oft genug stehen wir uns dadurch selbst im Weg und blockieren neue Möglichkeiten. Mit der 6-Hut-Methode zwingst du dich quasi andere Standpunkte zumindest mal theoretisch einzunehmen und dir anzuhören. Du wärest nicht der / die Erste, die dadurch plötzlich ganz neue Perspektiven entdeckt und die alten Pfade verlässt 😉
Mit diesem vielleicht für dich neuen Denkansatz wünsche ich dir eine farbige und kommunikative Woche!