Wer von uns ist nicht der Meinung, dass uns ein wenig mehr Power oder Energy oder Superfeeling ganz gut zu Gesicht stehen würde? Seit geraumer Zeit soll es ja recht bequem möglich sein, und zwar mehr oder weniger direkt über den Kochtopf! Jawoll, wir widmen uns heute dem Thema Super- oder auch Powerfood! Klar fallen dir jetzt sofort so tolle Sachen wie Chia-Samen, Goji-Beeren und gerne auch Algen ein. Alles richtig, später mehr dazu, aber du wirst es kaum glauben, auch Omma und Oppa hatten schon Superfood auf ihrem Speisezettel.
Was verbirgt sich denn hinter dem Begriff Superfood?
In erster Linie ist Superfood ein Markenbegriff für Lebensmittel, die angeblich einen Gesundheitsvorteil haben. Es gibt durchaus wissenschaftlich erwiesene Zusammenhänge, dass bestimmte Lebensmittel positive gesundheitliche Wirkungen haben. Die Frage ist halt immer, wie solche wissenschaftlichen Erkenntnisse zustande kommen. Ich zitiere hier mal das Europäische Informationszentrum für Lebensmittel zum Thema Superfoods:
„[…] und obwohl wissenschaftliche Studien oft positive gesundheitliche Wirkungen ergeben, lassen sich die Resultate nicht unbedingt auf die reale Ernährung übertragen.“
Grundsätzlich kann man sagen, dass unter Superfood alle Lebensmittel laufen können, die besonders reich an Nährstoffen sind und viele Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe enthalten. Um ein richtiges Superfood zu sein, muss das Lebensmittel allerdings auch über sogenannte Antioxidantien verfügen. Diese Moleküle, du & ich erinnern uns schwach an unsere letzte Chemiestunde, sind kleinste chemische Verbindungen und sie helfen unseren Körperzellen sich vor den sogenannten freien Radikalen zu schützen.
Brauchen wir Superfoods im Normalfall?
Nachgewiesenermaßen brauchen du & ich, also der Normalbürger in Deutschland, keine Nahrungsergänzungsmittel, da wir im Normalfall nicht an einem Vitamin- und Mineralstoffmangel leiden. Okay, bedingt durch zuviel Stress oder einer heftigen Erkrankung leidet vielleicht der Eine oder Andere gelegentlich mal an Folsäure-, Vitamin D- oder Eisenmangel. Folsäure steht für Vitamin B9 und hilft unseren roten und weißen Blutkörperchen auf Trab zu bleiben. Schwangere und Frauen in den Wechseljahren leiden hier öfter mal und da sollte dann zumindest kurzzeitig ein entsprechendes Präparat in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden. Vitamin D-Mangel kannst du vorbeugen, in dem du dich in der Natur bewegst und dich – in Maßen – der Sonne zeigst ;-). Eisenmangel, nein hier hilft nicht Popeye und der gute alte Spinat, also schon, aber nicht so intensiv wie uns allen in der Kindheit erzählt wurde. Wesentlich mehr Eisen enthalten zum Beispiel Brokkoli, Prinzessbohnen oder der gute alte Hafer.
Womit wir schon bei den Superfoods wären, die es schon ewig gibt, nur halt nicht so trendy klingen. Also erst mal Vorhang auf für das traditionelle Superfood:
Leinsamen
Leinsamen enthalten viel Omega-3 Fettsäuren, sogar mehr als Chia-Samen und wirken stark antioxidativ (also gut gegen die oben bereits erwähnten freien Radikalen). Jede Menge Ballaststoffe machen ihn auch hier dem Chia-Samen ebenbürtig. Er verhilft dir zu einer gesunden Verdauung, enthält viel Eiweiß und Folsäure.
Leinsamen sind Samen der Flachspflanze, schmecken leicht nussig und haben leider auch reichlich Kalorien: auf 100 g kommen glatt ca. 400 kcal. Aber die positiven Eigenschaften überwiegen: Calcium, Eisen und Vitamin E. Leinsamen enthält zudem Schleimstoffe, die dir bei nervösem Magen helfen und die Verdauung im Darm anregen. Du solltest nicht mehr wie zwei Esslöffel Leinsamen pro Tag essen und unbedingt viel Flüssigkeit zu dir nehmen. Am Besten kaufst du dir geschroteten Leinsamen, denn den ungeschroteten Leinsamen müsstest du sowieso erst durch den Mörser jagen, damit er die oben genannte Wirkung erzielen kann.
Und weil ich sie oben schon ein paar mal erwähnt habe, nun zur Supersaat
Chia- Samen
Chia-Samen stammen von einer Salbei-Art aus Mexiko. Bei den Azteken und Maya’s wurde sie bereits geschätzt und waren ein wichtiges Nahrungsmittel. Sie wurden sowohl roh als auch getrocknet gegessen. Chia-Samen bestehen zu über einem Drittel aus Chia-Öl, verfügen über einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen. Wenn du Chia-Samen einweichst, wird er wie Leinsamen leicht schleimig. Auch Chia-Samen wirken verdauungsfördernd und darmregulierend. Auch hier gilt: Nicht zuviel davon verzehren und immer ausreichend Flüssigkeit zuführen.
Und noch eine Samenart in der Familie der Superfoods:
Flohsamen
Alle Saaten sind als verdauungsfördernd bekannt. Flohsamen wird in Indien oder Pakistan angebaut und hier sind es die unverdaulichen Samenschalen, die du essen kannst. Flohsamen kann das 50-fache seines Gewichts an Wasser binden, wird sowohl als Abführmittel, als auch bei Durchfall eingesetzt. Flohsamen wirkt auch starkt entgiftend und wird ebenfalls zur Vorbeugung gegen Darmkrebs verwendet. Die Schalen enthalten sehr viele pflanzliche Ballaststoffe. Flohsamen können beim senken des Cholesterinspiegels helfen, ist daher auch als ein richtiges Arzneimittel anerkannt und du kannst ihn sowohl im Reformhaus als auch in der Apotheke kaufen. Da er im Gegensatz zum Leinsamen nicht wirklich gut schmeckt, empfehle ich dir ihn im Joghurt, Müsli oder wenigsten in Wasser eingerührt zu konsumieren.
Nun wird es beerig 😉 :
Açai- Beeren
Im Land der Übergewichtigen – den USA – sind alle ganz verrückt nach den Beeren, weil sie angeblich schlank machen und jung halten! Açai wachsen hauptsächlich in Brasilien, nicht unter, aber an Palmen. Hier werden sie vor allem als Saft oder Püree gegessen. Açai-Beeren schmecken nussartig, sind leicht säuerlich und erinnern mich immer ein wenig an Schokolade. Als Saft ideal mit anderen Fruchtsäften kombinierbar oder im Smoothie. Bei uns kannst du Açai auch als Kapseln und Pulver zur Nahrungsergänzung kaufen, allerdings ziemlich teuer..
Goji- Beeren
Goji-Beeren sind Früchte des Bocksdornstrauches, der wächst in ganz Südeuropa und in China. Die Chinesen schwören seit jeher auf Goji-Beeren als Jungbrunnen. Sie enthalten Betacarotin, Eisen und Antioxidantien, was den Alterungsprozess verlangsamen kann und die Kollagenproduktion ankurbeln soll. Außerdem enthalten diese kleinen rötlichen Beeren die Wirkstoffe Lutein und Zeaxanthin, die bei Augenproblemen, zum Beispiel einer beginnenden Makuladegeneration, helfen sollen. Also in Südeuropa und China futtert man die Beeren meistens frisch , bei uns bekommst du sie nur in getrockneter Form. Sie sind pur recht sauer, aber geben einen angenehmen Frischekick im Smoothie und oder Müsli bzw. Joghurt.
Aber Achtung: Wenn du gerinnungshemmende Medikamente einnehmen musst ist Vorsicht geboten, denn Goji-Beeren können negative Wechselwirkungen erzeugen.
Heidelbeeren oder Blaubeeren
Mein ganz persönlicher Favorit unter den Beeren! Heidelbeeren enthalten ebenfalls viele Antioxidantien, vor allem Anthocyane – sie sollen das Wachstum krebsartiger Dickdarmzellen beim Menschen hemmen und sie sogar abtöten. Diese Beere enthält auch Antioxidantien die dem altersbedingten Gedächtnisschwund vorbeugen und sogar umkehren können! Von Wissenschaftlern in Studien mit Ratten untersucht….
Hier noch ein paar super Superfoods:
Knoblauch
Knoblauch ist nicht nur beim Umgang mit Vampiren geeignet. Knobi enthält in konzentrierter Form vor allem Sulfide, also schwefelhaltige Verbindungen. Sulfide kommen auch in Zwiebeln und Lauch vor. Wofür Sulfide gut sind? Sie wirken beispielsweise antimikrobiell und entzündungshemmend. Dadurch können sie Infektionskrankheiten wie Erkältungen vorbeugen oder bei ihrer Bekämpfung helfen.
In Großbritannien gab es Untersuchungen an der Universität Sheffield, wonach Knobi gegen Parodontose und andere Mundschleimhauterkrankungen wirkt, da er wachstumshemmend auf die Erreger wirkt. Außerdem ist Knoblauch gut für unsere Pumpe, sprich Herz, und reduziert die Blutfettwerte. Du hast also ab sofort jede Menge Argumente für deine Knoblauchfahne…
Chili
Diabetiker aufgepasst: Ein erhöhter Einsatz von Chili verbessert die Sensitivität zu Insulin. Du kannst die Blutzucker- und Blutfettwerte durch regelmäßigen Chilikonsum verbessern. Das im Chili enthaltene Capsaicin, also dass was Chili so scharf macht, wirkt antibakteriell und unterstützt dein Immunsystem.
…und du glaubst es nicht: Haferflocken!
Haferflocken enthalten reihenweise wertvolle Bestandteile: Eiweiß und so wichtige Mineralstoffe wie Phosphor, Eisen, Zink und Magnesium. Vitamine wie B1, B9 und K sind ebenfalls enthalten und du bekommst sozusagen noch gratis on top eine Extraportion Ballaststoffe wie Zellulose und Pektin dazu. Bemerkenswert ist aber auch der hohe Gehalt an dem löslichen Ballaststoff Beta-Glucan. Auch Haferflocken bindet wie andere Ballaststoffe Wasser – siehe oben in der ‘Samen-Abteilung’ – und hilft damit deiner Verdauung. Haferflocken haben eine schützende Wirkug auf die Darmschleimhaut und sorgen für einen verlangsamten Nährstoffabbau in deinem Körper. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel besonders langsam an.
Hagebutte
Hagebutte ist neben Sanddorn unser größter regionaler Vitamin C-Lieferant. Auf 100 Gramm frische Hagebutte kommen durchschnittlich 400 mg Vitamin C. Da sieht sogar die gemeine Zitrone (ca. 50 mg Vitamin C pro 100 g) alt aus, hier kommen gerade mal 50 mg Vitamin C auf 100 g Zitrone. Die Hagebutte enthält aber noch mehr Vitamine wie B-Vitamine, Provitamin A, Vitamin K und E, dann bietet sie noch Mineralstoffe wie Magnesium, Kalium, Kalzium und Eisen. Ich persönlich stehe nicht so auf den Geschmack von Hagebutte und ziehe hier klar den Sanddorn vor. Aber wie das so ist mit den Geschmäckern…
Fazit:
Um dich gesund und trendig zu ernähren, musst du nicht automatisch zu Chia-Samen, Goji-Beeren & Co. greifen. Es geht auch mit Heidelbeeren, Haferflocken & Co. Klar, Superfood ist und klingt trendy, doch was trendy ist, ist meistens auch gleich etwas teurer. Wenn du diesen und den Aspekt der Regionalität beachtest, kannst du zumindest im Sommer locker ganz traditionell trendy und preiswerter sein.
Es gibt natürlich noch 101 weitere Superfoods, ich kann hier nur eine kleine Auswahl geben und habe mich auf die ‘angesagten’ Superfoods beschränkt, sonst wäre der Artikel noch länger geworden…;-) .
Noch etwas zum Schluss und zur Vorsicht: Ökotest hat bereits mehrfach Superfood getestet und musste leider feststellen, dass viele der teuren und als Gesundheitsprodukte beworbenen Superfoods Pestizide, Mineralöl und Cadmium enthalten. Leider gilt dies zum Teil auch für Superfoods in Bio-Qualität. Also Obacht und Augen auf beim Kauf!
Ich wünsche dir eine super 😉 gesunde Woche!