Okay, Aschermittwoch war schon letzte Woche und trotzdem stimmt der Header. 😉 Nichts gegen all die Jecken, die sich Jahr für Jahr erst auf die 5. Jahreszeit freuen, vorbereiten und dann in vollen Zügen genießen. Jedem Narren seine Maskerade, von Herzen gerne.
Oft genug ist es jedoch so, dass sich ganz unbemerkt die Maskerade der 5. Jahreszeit auch auf die restlichen Tage des Jahres erstreckt. Unser gängiges Wort Maske stammt vom spanischen Wort Maskerade ab und oft genug findet täglich mehr Maskerade statt, denn Authentizität.
Wie ist das bei dir?
Kennst du deine tägliche Maskerade und bist du dir deiner täglichen Maskerade(n) überhaupt bewusst?
Zugegeben: Wer nicht den ganzen Tag mit sich allein bleibt, kommt meist kaum ohne Maskerade durch den Tag. Allerdings wird es kritisch, wenn du dir sogar für dich selbst eine Maskerade anlegst. Obwohl, mitunter auch praktisch, irgendwie. Nur ist die tägliche Maskerade oder gar eine Dauermaskerade ‘gesund’, also für unsere Persönlichkeit? Für unsere Selbstwahrnehmung? Für unsere Seele? Viele Fragen und ich will versuchen Antworten zu finden.
Frage 1: Kennst du deine tägliche Maskerade?
Ich oute mich mal: Ich habe mehrere Maskeraden. Ich habe z.B. eine Maskerade für meinen Berufsalltag, eine für meine Verwandtschaft, eine für mein soziales Engagement und eine ganz besonders coole für Akquisitions- und Verkaufsgespräche 😉 Und du so? Auf wie viele Maskeraden kommst du?
Frage 2: Bist du dir deiner täglichen Maskerade(n) überhaupt bewusst?
Es gab Zeiten, da war mir das überhaupt nicht bewusst! Also nicht erstaunt sein, wenn du dir bis dato dazu noch gar keine Gedanken gemacht hast. Irgendwann habe ich mal die unterschiedlichsten Situationen hinterfragt und versucht mich darin zu analysieren. War nicht immer nett, was da so hochkam, aber auf alle Fälle sehr sehr spannend für mich. Also hier nochmals meine obige Frage: Auf wie viele Maskeraden kommst du?
Frage 3: Wer oder was steckt hinter der täglichen Maskerade?
Natürlich steckt auch immer ein Stückchen ‚ich‘ hinter meiner jeweiligen Maskerade. Mich hat viel mehr beschäftigt, warum ich in der Situation ABC diese und in der Situation XYZ jene Maskerade trage.
Zu Beginn unseres Lebens sind wir alle ohne Maskerade durch den Tag gegangen. Nur irgendwann haben wir Situationen erlebt, in denen wir verletzt wurden oder wir uns so ‘offen’ einfach zunächst nur unwohl gefühlt haben. Wenn wir dann öfter solche Situationen erleben, wollen wir uns intuitiv schützen. Das kann der Beginn einer Maskerade sein.
Oder wir erleben Situationen, in denen wir mit unserer unmaskierten Art nicht so erfolgreich sind, wie wir das gerne wären. In jedem von uns steckt ein mehr oder weniger talentierter Schauspieler und sieht dann die Chance sich zu zeigen. 😉 Wir setzen eine entsprechende Maskerade auf, die uns zu der jeweiligen Situation passend erscheint. Fühlen wir uns damit besser und sind vielleicht sogar erfolgreicher, werden wir diese Maskerade in vergleichbaren Situationen erneut tragen.
Frage 4: Wofür bzw. für wen ist die tägliche Maskerade gut?
Wir tragen die eine oder andere Maskerade also aus unterschiedlichen Gründen. Mal wollen wir uns schützen, mal wollen wir ‘anders’ erscheinen.
Soweit so gut! Wenn wir im Berufsleben die Maskerade ‘sachlich & nüchtern’ tragen, ist sie bestimmt hilfreich. Denn hier sind zu viel Gefühl eher fehl am Platz. Im Berufsleben geht es in erster Linie um Zahlen, Daten, Fakten und Ergebnisse.
In einem Akquisitions- oder Verkaufsgespräch ist vielleicht die Maskerade ‘cool & engagiert’ hilfreich. Denn auch hier sind Gefühle nicht so gefragt.
Ganz anders schaut es dafür im privaten Umfeld aus. Wer sich zum Beispiel sozial engagiert, ist auf jeden Fall ohne diese beiden Maskeraden besser dran. Hier darf und sollte Empathie & Authentizität sicht- und spürbar sein. Aber auch hier kann eine gewisse Maskierung hilfreich sein, denn der Grat zwischen Hilfe geben und ausgenutzt werden ist oftmals ein ganz schmaler.
Maskerade ist nicht per se schlecht
Ganz im Gegenteil: wenn wir mit ihrer Hilfe bestimmte Situationen für uns persönlich besser meistern, sehr gut! Weiter so!
Wenn wir allerdings irgendwann im Bad vor dem Spiegel stehen und unserer Maske die Zähne putzen, dann sollten wir genauer hinsehen… 😉 Unsere Persönlichkeit kann gut in verschiedene Rollen schlüpfen, nichts anderes ist eine Maskerade. Die Betonung liegt allerdings auf ‘schlüpfen’ und nicht darin stecken zu bleiben.
”Wenn wir durch Maskerade unsere komplette Persönlichkeit
verleugnen, verhungert unsere Seele!”
Wir sind so wie wir sind, jeder für sich eine großartige Persönlichkeit. Im wahrsten Sinne des Wortes Unikate …. oder kennst du eine Person die 1:1 so ist wie du? Genau! Selbst eineiige Zwillinge sind nicht zu 100 Prozent identisch.
”Wir verändern uns mit jedem Tag, entwickeln uns weiter
und definieren uns neu, wenn wir wollen!”
Wenn du jetzt festgestellt hast, dass du auch einen gewissen Maskenfundus betreibst, hier eine Idee von mir für dich: Mach’ es wie die Jecken im Rheinland, pack die eine oder andere Maskerade staubdicht ein und lagere sie bis zum nächsten Jahr. Und wer weiß, vielleicht hast du sie über die Monate glatt vergessen … und deine Persönlichkeit wächst und gestaltet sich ganz nebenbei…
Fazit:
Maskeraden sind für bestimmte Situationen und Zwecke ideale Hilfen. Von Zeit zu Zeit ist es jedoch ratsam, unseren Maskenfundus auf Aktualität und Notwendigkeit zu überprüfen. Vielleicht brauchen wir die eine oder andere Maskerade mittlerweile gar nicht mehr. Wir sind in unserer Persönlichkeit gereift, können mit einer Situation mittlerweile ohne ‘Hilfsmittel’ gut umgehen. Das erfahren wir natürlich nur, wenn wir uns mal wieder ohne die entsprechende Maskerade in eine bestimmte Situation wagen.
Ich wünsche dir eine möglichst bewusst maskierte Woche