Erwartungen
Wer erwartet nicht jeden Tag auf’s Neue irgend etwas und / oder irgendwen. Irgendwie sind wir stets in Erwartungshaltung, bewusst oder unbewusst. Diese Haltung ist jedoch nicht unbedingt immer zuträglich. Warum?
Unser Alltag, also unser Leben, wird von Erwartungen, Forderungen und Wünschen geformt. Diese Drei sind wie ein Kontinuum, sprich sie hängen mehr oder weniger zusammen.
Wenn wir uns etwas wünschen, sind wir enttäuscht, wenn wir es nicht erhalten. Wir sind wahrscheinlich ein bisschen traurig.
Erwarten wir etwas, dann ist die Enttäuschung schon größer.
Fordern wir etwas und unsere Forderung wird nicht erfüllt, dann werden wir ärgerlich oder gar wütend und fühlen uns angegriffen.
Je mehr Erwartungen oder Forderungen wir an andere oder das Leben haben, umso mehr laufen wir Gefahr, uns als Opfer zu sehen:
Opfer der Umstände oder anderer Menschen!
Okay, und was unterscheidet jetzt Erwartungen / Forderungen von Wünschen?
Unsere innere Einstellung! Also mal wieder wir selber… 😉
Bei Wünschen stellen wir uns eher innerlich darauf ein, im schlechtesten Fall auch ohne Erfüllung so wie bisher weiterzuleben.
Wie war das denn früher an Weihnachten? Bist du bei Nichterfüllung deines Wunsches bis zum nächsten Weihnachtsfest Amok gelaufen, in tiefe Depression verfallen oder sonst eine heftige Reaktion? Eher nicht oder?
Du warst zwar enttäuscht und vielleicht auch ein paar Tage traurig, aber grundsätzlich war deine Einstellung wohl eher wie die von ‘Stepi’ Dragoslav Stepanović (ehemaliger Eintracht Frankfurt Spieler & Trainer):
‘Lebbe geht weiter’
Es ist also durchaus zu überlegen, ob wir nicht aus einer Erwartung oder Forderung einen Wunsch machen sollten.
Beispiele:
Ich erwarte … umwandeln in:
- Es wäre schön, wenn…
- Ich würde mich freuen, wenn …
- Könntest du bitte …
- Könnten sie bitte …
Ich fordere …umwandeln in:
- Ich möchte, dass …
- Bitte erledigen sie bis …
- Bis wann kann ich XYZ ….
Du denkst jetzt vielleicht: Naja Birgit, so einfach ist es auch nicht. Manchmal muss man etwas sehr direkt formulieren und auch erwarten können. Ja, stimmt. Nur in der Mehrheit der Situationen ginge es auch anders. Also, wenn du jetzt mal in dich hinein horchst und dich fragst:
- Wie geht es mir mit dieser fordernden Formulierung?
- Bin das ich?
- Wie stehe ich vor mir selber da, wenn es nicht klappt?
- Was vermittle ich meinem Gegenüber mit dieser Formulierung?
Deine Antworten könnten sein:
- Gut! Ich bin hier schließlich der Bestimmer!!!
- Klar bin ich das, zumindest will ich so rüberkommen…
- Mist, konnte mich nicht durchsetzen, mein Ego ist angekratzt.
- Was mein Gegenüber denkt / will ist mir doch egal, es geht hier nur um mich!
Fühlt sich nicht so großartig an oder? Dein seelisches Gleichgewicht ist mitunter ganz schön aus der Balance gekippt…
Es geht auch nicht immer nur um deine Erwartungen an andere, sondern auch um deine Erwartungen an dich selber. Wenn meine Erwartung an mich z.B. ist, etwas in einer bestimmten Zeit zu erledigen, zu lernen usw., es aus den unterschiedlichsten Gründen dann nicht klappt, bin ich von mir selbst enttäuscht. Wenn ich Erwartungen / Forderungen weniger hart artikuliere, sowohl anderen als auch mir selbst gegenüber, setze ich die Messlatte nicht so hoch und gebe dadurch sowohl mir, als auch den anderen Raum, um eventuell auf anderem Wege die Dinge zu erreichen / erledigen bzw. zumindest Teilziele zu erreichen. Durch Teilziele motiviert, mache ich / der andere vielleicht doch weiter und komme auf Umwegen noch zum Ziel meiner Erwartungen / Forderungen. Auch wenn ich kein befriedigendes Ergebnis habe, bin ich mehr in meiner Balance. Dies heißt keineswegs, dass ich keine konkreten Ergebnisse anstrebe, ich bin nur offener für unterschiedliche Methoden.
Wenn ich mein Anliegen als Wunsch formuliert habe, dieser dann nicht erfüllt wird, ist es ähnlich wie beim Weihnachtswunschbeispiel: Lebbe geht weiter! 😉
Meine Herangehensweise muss sich also bereits in meiner inneren Einstellung verändern.
Wie gewichte ich für mich selbst Erwartung, Forderung und Wunsch?
Hier muss jeder für sich entscheiden, welche Situation, welches Thema in welche der drei Kategorien – Erwartung, Forderung, Wunsch – eingetütet werden soll. Genau hier fängt deine Eigenverantwortung für deine persönliche innere Balance an: Welche Gewichtung gibst du welchem Thema / Situation / Aufgabe?
Du kannst dir das Leben natürlich einfach machen und für dich entscheiden, dass dein jeweiliges Gegenüber für deine innere Balance verantwortlich ist. Diese Annahme ist jedoch falsch und nur sehr kurzfristig zufriedenstellend, wenn überhaupt.
Denn frage dich selbst:
- Wer bestimmt dein Denken?
- Wer bestimmt dein Fühlen?
- Wer bestimmt dein Handeln?
- Wer bestimmt deine Kommunikation?
Genau: IMMER (!!!) ganz alleine wir selber!
Also, hinterlasse deinen ganz individuellen Fußabdruck durch deine bewussten Entscheidungen in deinem Leben … zu deinem eigenen Wohlergehen.
Deine Mitmenschen werden es positiv bemerken… 🙂
Ich wünsche mir für dich viele Aha-Erlebnisse bei der Umsetzung.
Lot di wat… *
Birgit
* = Lass es dir gut gehen!