…und Recht hat er! Nur wie entsteht Geschmack? Wodurch oder wieso empfindest du manche Lebensmittel eher als lecker und andere wiederum eher als naja, Hauptsache gesund 😉 Da der Mensch an sich allerdings eine ziemlich intelligente Spezi ist, hast du die Lösung in dir.
Genau, dein Geschmackssinn ist dir hier sehr behilflich. Nicht nur weil er deinen Genuss steigert, sondern auch weil er für dich wichtige gesundheitliche Funktionen übernimmt.
Das Leben wäre irgendwie schon reichlich fade, wenn alle Lebensmittel gleich schmecken würden oder? Denke nur mal an das durchaus sinnliche Vergnügen, wenn du in eine vollreife, safttriefende Tomate beißt. Oder wie ist es, wenn du ein herzhaftes Stück Käse kaust… oder dir ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen lässt… oder, oder, oder… Auch wenn es jetzt sehr nüchtern klingt, genau in diesen Momenten entsteht eine ganz profane chemische Reaktion und dein Geschmackssinn kommt zum Einsatz.
Alle Geschmacksstoffe in deinem Essen werden, sobald sie in deinem Mund mit Flüssigkeit in Berührung kommen (Speichel) sozusagen gelöst und automatisch in darauf spezialisierte Sinneszellen geschwemmt. Dort lösen besagte Geschmacksstoffe simpel ausgedrückt Veränderungen der Eiweißstruktur aus. Durch diese Veränderungen schicken deine Sinneszellen Botenstoffe aus, die wiederum deine Nervenzellen stimulieren. Aus diesen Informationen deiner Nervenzellen wird in deinem Gehirn die entsprechende Geschmacksempfindung zusammengesetzt. Logisch, dass das natürlich alles in Sekundenbruchteilen passiert. Das Lesen dieses Absatzes ist um ein vielfaches langatmiger 😉
Fakten:
Deine für das Schmecken zuständigen Sinneszellen befinden sich in den Geschmacksknospen auf deiner Zunge und im Rachenraum. Es gibt insgesamt fünf verschiedene Geschmacksrichtungen, die der Mensch unterscheiden kann: süß, sauer, salzig, bitter sowie herzhaft-würzig, was meist mit dem japanischen Begriff umami beschrieben wird. Hast du vielleicht schon mal gehört. Früher glaubte man übrigens, dass es für jede Geschmacksrichtung eine bestimmte Zone auf der Zunge gibt. Auch die Wissenschaft wird täglich schlauer und mittlerweile weiß man, dass die meisten Sinneszellen vielseitig begabt sind und auf mehr als eine Geschmacksqualität reagieren können.
Also, ob du etwas als lecker oder als igitt wahrnimmst, ist folglich immer das Ergebnis von Teamarbeit verschiedener Sinnesorgane. Teamarbeit insofern, weil es neben dem reinen Schmecken auch noch auf das Riechen, Tasten, Temperaturempfinden und Sehen ankommt, denn du und ich wissen: Das Auge ist schließlich mit.! Vor allem dein Riechkolben, sprich Nase, hat bei deinem Geschmacksempfinden eine richtig herausragende Rolle inne.
Wusstest du, das ein Erwachsener normalerweise durchschnittlich zwischen 3.000 und 5.000 Geschmacksknospen mit jeweils bis zu 50 Sinneszellen hat, aber rund 1,5 Millionen Riechzellen. Hast du also Schnupfen, ist dein Geruchssinn beeinträchtigt. Erinnere dich, dann schmeckt selbst stark gewürztes Essen flau und nichtssagend. Aber nicht nur Krankheiten wie Sinusitis können dein Geschmackssinn beeinträchtigen, auch Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum können den Geruchssinn und damit das Geschmacksempfinden beeinträchtigen.
Am Anfang der Menschheitsgeschichte war guter Geschmack weniger eine Stil- als eine Überlebensfrage. Am Anfang war eben noch nicht der Lebensmittelhändler mit Qualitätsgarantie und Mindesthaltbarkeitsdatum. Es war im wahrsten Sinne des Wortes Überlebensnotwendig, das der Mensch vor dem Hinunterschlucken im Mund ein Frühwarnsystem aktivierte.
Details:
Süß signalisierte dem Urmenschen Zucker und somit ein attraktives Angebot an leicht verwertbaren Kohlenhydraten.
Salzig sind eher Nahrungsmittel, die reich an Mineralien sind.
Sauer bedeutet eher Vorsicht! Das Lebensmittel könnte unreif oder verdorben sein.
Umami-Geschmack (herzhaft-würzig), der hauptsachlich durch Glutamin – oder Asparaginsäure hervorgerufen wird, signalisiert nahrhaftes Eiweiß.
Bitter ist eine der intensivsten Geschmacksempfindungen und warnte ursprünglich in erster Linie vor Giftigem.
Allerdings haben gerade Bitterstoffe auch vielfältige positive Wirkungen auf deinen Organismus. Schon im Mund löst eine bittere Geschmacksempfindung eine vorsorgliche Alarmreaktion deines Körpers aus: es findet eine vermehrte Produktion von Galle und Verdauungssekreten und eine Intensivierung der Lebertätigkeit statt. Dadurch wappnet sich dein Organismus, um im Bedarfsfall mögliche Giftstoffe so schnell wie möglich aufspalten und ausscheiden zu können. Dieser Mechanismus wird zum Beispiel in der Naturheilkunde ganz bewusst eingesetzt, um mit Bitterstoffen eine schwächelnde Verdauung oder Stoffwechsel anzuregen.
ARRABIATA = Schmerz!
Vielen Menschen schmeckt ihr Essen scharf besonders gut: je mehr Chili an den Nudeln all Arrabiata ist, umso besser. Nur ist Schärfe streng genommen gar keine Geschmacks-, sondern eine Schmerzempfindung! Denn die Substanz die zum Beispiel Chilischoten ihre Schärfe verleiht – Capsaicin oder die Senföle aus der Meerrettichwurzel – reizen nicht deine Sinneszellen in deinen Geschmacksknospen, sondern deine Nervenzellen, die für Schmerz- und Hitzemeldungen zuständig sind.
Generelles:
Klar, dass sich auch die heutige Nahrungsmittelindustrie ein ‚Stück vom Kuchen‘ abschneiden will und sich die geschmacklichen Ur-Instinkte zunutze macht. Sie geht entsprechend in und reichert ihre Produkte u.a. mit Zucker, Süßstoff, Aromastoffen oder gerne auch mal Glutamat an. Wenn du einen gut trainierten Geschmackssinn hast, hilft er dir im Idealfall intuitiv das zu essen, was deinem Körper guttut. Leider ist es jedoch mittlerweile häufig so, dass stark verarbeitete und künstlich aufgepeppte Produkte, die im Prinzip wesentlich intensiver als natürliche Lebensmittel schmecken, diesen Mechanismus aushebeln. Denk mal an Kinder, die zum Beispiel nur von der Industrie verarbeitetes Gemüse, nimm eine Karotte, kennen: Für sie schmeckt eine rohe Karotte viel zu fad, weil die bereits verarbeiteten meist mit Zucker als Geschmacksverstärker bearbeitet wurden.
Babys wären theoretisch die optimalen Restauranttester, denn sie besitzen noch bis zu 10.000 Geschmacksknospen. Im Lauf eines Menschenlebens sinkt diese Zahl allerdings kontinuierlich auf schlappe 2.000 im hohen Alter ab. Also mir ist jetzt auch klar, warum Kleinkinder oft so heftig … und meist auch lautstark – auf kräftig gewürzte Speisen reagieren, während Oma & Opa immer öfter beherzt zum Salzstreuer greifen.
Auch interessant: Verglichen mit anderen Lebewesen liegt der Mensch vom Geschmacksempfinden eher im Mittelfeld. Die besagten Spürnasen, also Hunde können, zwar deutlich besser riechen als der Mensch, verfügen aber im Gegensatz zum Menschen (1,5 Mio.!) nur über rund 1.500 Geschmacksknospen. Eine besonders feine Zunge haben dagegen Pferde. Mit 35.000 Geschmacksknospen können sie aus Hunderten von Kräutern und Gräsern die für sie giftigen Arten herausfiltern.
Zur Komplettierung muss ich allerdings auch sagen, noch sind gar nicht alle Wirkungsweisen des menschlichen Geschmackssinns erforscht. Daher nimmt man an, dass eine Mischung aus Ererbtem und Erlerntem unsere Vorlieben und Abneigungen für bestimmte Speisen steuert. Neben den Genen scheint vor allem die frühkindliche Prägung eine Rolle zu spielen. Wenn du also bereits als Baby oder Kleinkind an bestimmte Speisen ‚gewöhnt‘ wurdest, hast du meist auch als Erwachsener (noch) Appetit darauf. Es gibt aber auch hier eine gute Nachricht:
Fazit:
Du kannst deinen Geschmackssinn auch im fortgeschrittenen Alter 😉 noch schulen und auffrischen. Kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen: Als Kind / Jugendliche mochte ich überhaupt keinen Rosenkohl oder Fenchel, mittlerweile finde ich diese beiden Gemüsesorten richtig lecker und freue mich immer sehr, wenn sie auf dem Speiseplan stehen. Und umgekehrt geht es auch: Als Kind / Jugendliche fand ich Erbsen & Möhren, am besten aus der Dose, total lecker … erinnere dich, Zuckerzugabe … heute kannst du mich damit jagen!
Damit auch du deinen Geschmackssinn aktualisieren kannst, wird eine Aktion empfohlen, die du als moderner Mensch bestimmt von deinem Computer kennst: ein Neustart! Auf deinen Geschmackssinn bezogen heißt das: Du musst dazu sämtliche künstlichen ‚Geschmacks-Apps‘ von deiner heimischen Herdplatte verbannen. Stattdessen solltest du dafür sorgen, dass wieder klassische ‚Hard- und Software‘ auf deinen Teller kommt: sonnengereifte Tomaten statt gesüßtem Ketchup oder traumhaft duftende Kakaosplitter statt Süßigkeiten mit Industriezucker.
Die bald beginnende Vorweihnachtszeit ist traditionell eine intensive Genusszeit. Wie wäre es dieses Jahr mal mit einem komplett aus natürlichen Lebensmitteln selbst gekochtem Adventsessen oder aus unbehandelten Zutaten gebackenen Weihnachtsplätzchen. Ich bin mir sicher, es wäre in jeder Hinsicht eine ‚sinnhafte‘ Erfahrung…
Ich wünsche dir eine geschmacksintensive Woche!
Das sind zwei verschiedene Herzbergers?
Von meinem iPhone gesendet
>
Hallo Andrea,
Danke für deinen Kommentar. allerdings bin ich damit gerade etwas überfordert: Was meinst du mit verschiedene Herzbergers?
Danke für deine Info.
Ciao Birgit