Geld oder Leben … denkst du jetzt an den letzten Tatort? Gar nicht so verkehrt, nur das diesmal der ‘Tatort’ ein ganz normaler Alltag ist. Heute geht es nicht um Mord und Todschlag, sondern darum wofür wir uns in unserer Lebensgestaltung, also unserem Alltag entscheiden. Ich lade euch heute zu einem wunderbaren Gastbeitrag von Christine Konstantinidis ein, mehr über sie erfahrt ihr in und am Ende ihres Artikels. Sie hat es wunderbar auf den Punkt gebracht, dass es diese tolle ‘Work-Life-Balance’ Geschichte nicht wirklich bringt. Denn wenn ich nicht möglichst 24 Stunden am Tag authentisch lebe, wann lebe ich dann? Und nun übergebe ich das Wort an Christine.
Geld oder Leben – oder wie ich mein Hobby zum Beruf machte
Ein Gastbeitrag
von
Christine Konstantinidis
Geld oder Leben! – Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf, wenn du diesen Spruch hörst? Denkst du an den „Tatort“ oder an den letzten Krimi, den du gelesen hast? Fällt dir die Mafia dazu ein, oder der Räuber, der dir in den dunklen Gassen irgendeiner Stadt auflauern könnte?
Geld oder Leben! – Für viele Menschen aber bedeutet das aber auch der gegenseitige Ausschluss von gutem Verdienst und erfülltem Arbeitsleben. Man geht ja schließlich nicht zur Arbeit, um sich zu amüsieren, sondern um Geld zu verdienen, und das ist nun einmal kein Spaß. Nicht umsonst sagt man den Deutschen – und speziell den Deutschen – nach, dass sie leben, um zu arbeiten, wogegen man südlicheren Ländern eher das Gegenteil bescheinigt: Die Arbeit, um zu leben. (Wohin das manchmal führt, ist eine andere Geschichte).
In Deutschland herrscht immer noch die Meinung vor, dass man Geld verdienen darf, aber nur durch harte Arbeit, die keinen Spaß machen darf. Dafür bin ich das Parade-Gegen-Beispiel: Ich habe mein Hobby nach etlichen Irrungen und Wirrungen zum Beruf gemacht – wobei die Rahmenbedingungen nicht immer ideal und einfach sind, aber auch das ist eine andere Geschichte – und höre von Zeit zu Zeit: „Und? Wann arbeitest du denn mal was Richtiges?“
Dazu muss man vielleicht etwas zu meinem Werdegang erzählen. Ich bin nach dem Abitur auf ein Spracheninstitut gegangen, aber damals hatte mich die Leidenschaft noch nicht so wirklich gepackt, es brannte vielleicht so ein kleines Feuerchen, mehr nicht – vermutlich wurde meiner Liebe zu den Sprachen durch die Schulmethodik der Garaus gemacht. Anschließend – damals, in den 80er Jahren, war es nicht wirklich üblich, sich frei seinen Beruf auszusuchen – machte ich eine Ausbildung im Büro bei der Firma Siemens. Noch dazu in der Betriebskrankenkasse – wie langweilig, aber: „Kind, da lernst du wenigstens was Gescheites, und in der Nähe ist die Firma auch!“. Danach arbeitete ich einige Jahre in Erlangen und jetzt kam die Sprachleidenschaft: ich bearbeitete häufig die Auslandsfälle und bildete mich nach der Arbeit noch sprachlich weiter, bis meine beiden Kinder auf die Welt kamen. Als unsere Tochter im Jahr 1993 geboren wurde, fing ich an, mich per Fernstudium auf Lehrtätigkeiten und Übersetzungen vorzubereiten und die erforderlichen Abschlüsse zu machen, weil ich unbedingt aus diesem für mich schrecklichen Büro wollte. Und so wurde ich freiberufliche Lehrkraft und Übersetzerin. Und wurde immer glücklicher, auch wenn die Rahmenbedingungen keineswegs optimal waren.
So richtig an meiner Leidenschaft arbeite ich aber erst seit etwa einem Jahr. Da habe ich nämlich begonnen, meinen Blog zu schreiben, ebenfalls über das Thema Sprachen. Zeitgleich schrieb ich ein Buch. Ich habe nämlich festgestellt, dass meine zweite große Leidenschaft neben den Sprachen auch noch das Schreiben ist. Warum also nicht beides verbinden?
Mein großer Traum ist, irgendwann nahezu orts- und zeitunabhängig zu arbeiten, und daran arbeite ich.
Warum aber sagen dann Leute: „Wann arbeitest du endlich mal was Richtiges?“ Vermutlich genau weil ich meine Leidenschaft gefunden habe. Ich liebe es zu unterrichten (ja ja, das berühmte Lehrer- und Besserwisser-Gen), zu schreiben und mich selbst zu organisieren. Ich beschäftige mich sehr gerne mit den neuen Medien – und das hat natürlich zur Folge, dass das häufig nicht so wirklich nach Arbeit aussieht. So glauben andere Menschen häufig, ich sitze zu Hause und lasse es mir gutgehen (und in gewisser Weise stimmt das ja auch).
Mir geht es aber gut dabei! Und da ich es liebe, gut organisiert zu sein (dafür nutze ich diverse Programme wie Evernote, Trello und meinen Kalender) und mich tagtäglich um meine Sprachen und meinen Blog zu kümmern, habe ich auch kaum Probleme damit, täglich mehr als 12 bis 14 Stunden zu arbeiten – eben weil es sich nicht so anfühlt.
Ich möchte nicht leben wie in einem Flipperautomat, in dem der Ball fremd bestimmt hin und her geschossen wird. Ich lebe lieber selbst bestimmt und entscheide selbst, was zu tun ist und was nicht. Das bedeutet nicht, dass ich mir immer die Rosinchen herauspicke. Aber die Grundtendenz geht schon dahin, dass ich das arbeite, was ich möchte und vor allem was mir auch liegt.
Ich denke nämlich, dass man nur gut in etwas ist, was man auch gerne tut. Wie ist das bei dir? Bäckst du gerne Kuchen? Ja? Dann kannst du das sicher auch gut. Schwimmst du gerne? Ja? Dann kannst du das sicher auch gut. Sprichst du gerne Spanisch? Ja? Dann kannst du das sicher auch gut. Dabei gilt allerdings zu beachten: Gut ist eine persönliche Definition – das kann für dich etwas ganz anderes bedeuten als für mich.
Umgekehrt tut man auch nur gerne, was man gut kann. Wie ist das bei dir? Kannst du gut Kuchen backen? Ja? Dann bäckst du sicherlich gerne und oft. Kannst du gut schwimmen? Ja? Dann schwimmst du sicherlich gerne und oft. Kannst du gut Spanisch sprechen? Ja? Dann sprichst du sicherlich gerne und oft.
Und was bedeutet dann dieser Begriff Work-Life-Balance?
Ich finde, der Begriff ist überbewertet und unpassend – auch wenn viele Menschen anderer Meinung sind. In diesem Begriff steckt nämlich genau das Anfangsproblem – nämlich das Ausbalancieren von Arbeit und Leben. Aber wie ich am Anfang schon sagte: Warum soll ich denn nicht schon während der Arbeit leben? Hört man nicht oft genug von Menschen, die sagen „Reisen? Hobbys? Das mache ich dann alles, wenn ich mal in Rente bin!“. Und genau diese Menschen erleben ihre Rente aber häufig nicht mehr. Was haben sie also davon?
Ist es also nicht besser, das Leben schon in die Arbeit zu integrieren? Natürlich besteht nicht alles aus Jux und Tollerei, aber nahezu jeder Mensch, zumindest bei uns in Deutschland, hat zumindest ansatzweise die Möglichkeit, selbst bestimmt zu entscheiden, was er im Leben erreichen möchte, was ihm wichtig ist, welche Werte er leben und welchen Beruf er ausüben möchte. Natürlich muss man dann Kompromisse schließen – in meinem Fall ist es die soziale Absicherung und die Bezahlung -, aber das ist es mir wert. Was nutzt mir ein höherer Stundenlohn, wenn ich dafür Medikamente und Therapiestunden wegen meines Burn-Outs bezahlen muss?
Fazit: Finde deine Leidenschaft und lebe sie.
Fange mit kleinen Schritten an, vielleicht möchtest du eine neue Sprache lernen, vielleicht ein Instrument. Vielleicht interessieren dich mehr fernöstliche Heilmethoden, vielleicht liebst du Reiseberichte über die Route 66 und planst deinen nächsten Urlaub dort. Lebe aber deine Leidenschaft im Kleinen und vielleicht später auch im Großen – egal was andere Menschen über dich sagen, denn es ist dein Leben, deine Gesundheit und dein Glück.
Viel Spaß und Erfolg dabei wünscht dir
Christine Konstantinidis
Wer steckt denn überhaupt hinter Christine Konstantinidis?
Christine Konstantinidis, Sprachlehrerin und Bloggerin. Sie betreibt den Sprachenblog „Erfolgreiches Sprachenlernen“ unter http://erfolgreichessprachenlernen.com, hat dieses Jahr ein Buch geschrieben mit dem Titel „Sprachen lernen – Tolle Tipps und Tricks“ und betreut seit einigen Tagen den deutschsprachigen Blog und die Facebook-Seite der Sprachschulseite www.coursefinders.com.