Kaum ist deine Urlaubszeit oder auch nur ein langes Wochenende für einen Kurzurlaub in Sicht, da zeigt sie sich! Leisure Sickness ist gemein, kommt auf leisen Sohlen und sie hat so gut wie jeden Urlaubenden schon mal überfallen. Nur warum? Und kannst du ihr zuvorkommen?
Hochkonjunktur
Sommerzeit mit gut sechs Wochen Schulferien bedeutet Hauptreisezeit. Zeitlich versetzt ist sozusagen immer halb Europa in den Sommermonaten von Juni bis September auf Reisen und Leisure Sickness reibt sich lustvoll die Hände. Auf gut Deutsch heißt sie auch Freizeitkrankheit.
Dein Urlaub steht vor der Tür…
Sobald du deinen Koffer gepackt hast, die Blumen gegossen und die Haustür energisch hinter dir zugezogen hast, spürst du plötzlich so ein leichtes Kratzen im Hals, deine Nase läuft völlig spontan und überhaupt hast du so ein Gefühl von totaler Bleischwere in den Knochen. Du denkst dir: ausgerechnet jetzt!
Workaholics & Perfektionisten bevorzugt
Gehörst du zu einer der oben genannten Gattung Mensch, erfährst du eine bevorzugte Behandlung seitens Leisure Sickness 😉 Jeder der über einen längeren Zeitraum größeren Belastungen, sei es beruflich oder familiär, ausgesetzt ist, ist ein leichtes Opfer.
Von 100 auf O in weniger denn 24 Stunden kommt nicht gut
Stell dir mal vor du braust mit deinem Auto mit 180 km/h über die Autobahn und von einer auf die andere Sekunde ziehst du den Zündschlüssel… Also keine Ahnung, ob das überhaupt geht, weder du noch ich sollten es tatsächlich ausprobieren, denn, du ahnst es schon, dass kann nicht gut gehen!
So ähnlich verhält es sich aber für deinen Körper, wenn du bis wenige Stunden vor Urlaubsantritt mit Vollgas im Büro oder in Sachen Family Management unterwegs bist. Im gleichen überhöhten Tempo hast du noch alles für den Urlaub organisiert, Koffer gepackt, Geld getauscht usw. usw. Und nun ist Urlaub! Von jetzt auf gleich, das ist für deinen Körper so ähnlich wie für dein Auto eine Vollbremsung bei 180 km/h oder noch drastischer die nicht auszuprobierende Idee mit dem Zündschlüssel.
Bis zu diesem Moment hast du – bewusst oder unbewusst – deinem Körper permanent signalisiert: okay es ist mal wieder Stress pur, aber halte durch, bald haben wir Urlaub und dann…
Die Trefferquote und wer ist besonders ‘privilegiert’?
Auch hier gibt es natürlich schon Studien dazu und laut der niederländischen Tilburg Universität trifft es ca. 3 Prozent der befragten Männer und Frauen im Alter von 16 (!) bis 87 Jahren. Bei dem Alter fällt mir doch prompt das Wort Unruhestand ein, also auch in diesem Alter schlägt Leisure Sickness noch gerne zu. Dabei zeigten die betroffenen Studienteilnehmer ein besonders stark ausgeprägtes Leistungsbedürfnis, Perfektionismus und alle hatten große Schwierigkeiten, in ihrer Freizeit wirklich abzuschalten. Sie befinden sich auch im Urlaub immer noch in einer Art Stand-by-Modus.
Dauerstress erhöht den Cortisolspiegel
Ein erhöhter Cortisolspiegel ist der ideale Zuspieler für Leisure Sickness. Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, wird in der Nebennierenrinde produziert und u.a. auch bei der Entstehung von seelischen Leiden bis zu heftigen psychischen Erkrankungen beteiligt. Solange dein Stresspegel hoch ist, ist es auch dein Cortisolspiegel. Er unterdrückt deine Immunreaktion und du hast das Gefühl, es geht dir gut. Du und dein Körper haben sich an den erhöhten Stresspegel gewöhnt. Kommt jetzt allerdings plötzliche Ruhe / Urlaub in dein Leben, sinkt dein Cortisolspiegel und die Stunde für dein Immunsystem ist gekommen. Es gibt alles! Ergebnis: Erkältung & Co. fliegen mit in den Urlaub.
Unerwünschte Urlaubsbegleiter
Neben den oben schon erwähnten Halsschmerzen und sonstigen typischen Erkältungssymptomen bis hin zu Fieber hat dein Immunsystem aber noch mehr Auswahl zu bieten: Gerne kommt es auch zu heftigen Migräneattacken oder auch Verdauungsbeschwerden einmal quer durch Magen und Darm.
Schuld daran ist neben dem schon erwähnten Cortisolspiegel auch eine ungewohnt beschleunigte Atmung, wodurch dein Herz schneller schlägt und deine Muskulatur intensiver durchblutet wird. Dein Körper ist also in einer Art Alarmbereitschaft und benötigt für diese Aktivität alle ihm zur Verfügung stehenden Energiereserven. Die holt er sich dann gerne aus dem Magen-Darm-Trakt, denn der benötigt bei normaler Tätigkeit sehr sehr viel Energie. Ohne ausreichende Energiezufuhr kann dieser aber nicht korrekt arbeiten, wodurch es zu den unterschiedlichsten Beschwerden kommt. Oft noch negativ unterstützt durch für uns ungewohnte Lebensmittel und Gewürze.
Weitreichende Folgen
Wenn du auch immer wieder betroffen bist, solltest du dir auf jeden Fall mal grundsätzlich Gedanken über deinen Stresspegel machen, denn auf Dauer bleibt es nicht bei der ‘unpassenden’ Erkrankung im Urlaub. Aus den Urlaubszipperlein können sich zum Beispiel Bluthochdruck, erhöhter Ruhepuls bis hin zu chronischen Rücken- und Kopfschmerzen und Schlafstörungen entwickeln. In deinem eigenen Interesse für eine auf Dauer bessere Lebensqualität kümmere dich darum, zeitnah!
Ein paar erste Tipps gegen Leisure Sickness
Lerne, dich bewusst zu entspannen
Wer hätte es gedacht 😉 und ich empfehle dir hier besonders Techniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation.
Beweg dich
Egal wie stressig dein beruflicher und oder familiärer Alltag ist, sorge für regelmäßige Bewegung. Auch ein 15 Minuten Spaziergang in der Mittagspause sind schon ein toller Ansatz.
Mach mal Pause
Stichwort Mittagspause: Mach’ sie! Nimm sie dir! Auch wenn es nur 30 Minuten mit Tapetenwechsel sind, hinterher bist du definitiv wieder aufnahme- und leistungsfähiger.
Urlaub vor dem Urlaub
Okay, klingt gut, ist aber wohl irgendwie schwer umzusetzen oder wieso sind bei Ferienbeginn knapp 30 Minuten nach Zeugnisvergabe die Autobahnen dicht und die ersten Urlaubsflieger am Abend des letzten Schultags extrem gut gebucht? Wenn du unbedingt bis Freitagabend arbeiten musst, dann starte erst am Sonntag oder noch besser am Montag in den Urlaub. Auch bei der Rückkehr gilt: lieber nochmal 24 Stunden zu Hause nachchillen und nicht um 22:00 Uhr landen und am nächsten Morgen bereits um 8:00 Uhr wieder am Schreibtisch.
Die Mischung macht’s
Nichts gegen total faule Strand- oder Pooltage, aber nicht die kompletten zwei Wochen. Auch hier solltest du für ausgewogene regelmäßige Bewegung sorgen, die sich nicht nur auf die Strecke vom Liegestuhl zum Buffet begrenzt 😉
Erwartungshaltung herunterschrauben
Wenn du das ganze Jahr stresstechnisch auf der Überholspur lebst verabschiede dich von der Idee, dass du nach zwei Wochen Urlaub total entspannt, erholt und fit für zehn bist. Dies ist eine Illusion. Überlege dir lieber welche kleinen lust- und bewegungsvollen Entspannungspausen du in deinen Wochenplan dauerhaft integrieren kannst.
Ausschalten ist angesagt!
Bitte lerne, in deinem Urlaub alle technischen Helferlein wie Smartphone, Tablett und Social Media auszuschalten. Und wenn es ganz und gar nicht ohne geht, dann setze dir dafür einen Termin, z.B. am Morgen nach dem Frühstück für maximal 30 Minuten ist dein Smartphone auf Empfang und du darfst deine Email lesen usw. Für den Rest des Tages ist aber alles definitiv aus!
Selbstmanagement inklusive Zeitmanagement
Der Urlaub ist eine gute Gelegenheit für dich, dir mal grundsätzlich Gedanekn über dein Zeitmanagement zu machen. Damit erhöhst du ganz generell deine Lebensqualität für alle 365 Tage des Jahres und optimierst dein Selbstmanagement. Es ist doch immer ein gutes Gefühl, wenn du dein eigener ‘Busfahrer’ bist und nicht (zu oft) fremdgesteuert wirst.
Zu einem guten Selbstmanagement gehört auch das regelmäßige Aufladen deiner eigenen Akkus und bitte bitte nicht erst, wenn du dich schon im ‘roten Bereich’ befindest.
Hilf deinem Immunsystem
Check mal deine Ernährung, ob du regelmäßig und genug Vitamine zu dir nimmst. Diese Anregung gilt ebenfalls für 365 Tage im Jahr 😉
Fazit: Leisure Sickness ist immer noch gemein, aber mit deinem neuen Wissen und wenn du die obigen Tipps auch nur zu 20 Prozent beherzigst, nimmst du der Freizeitkrankheit ganz schön den Wind aus den Segeln und erhöhst ganz lässig deine Lebensqualität.
Ich wünsche dir eine gesunde Woche und – sofern anstehend – eine beschwerdefreie Urlaubszeit.
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