Oder gar vererblich?
Kannst du dich dagegen impfen lassen?
Prokrastination ist Latein und ein super Zungenbrecher für nichts anderes als Aufschieberitis, Erledigungsblockaden, Aufschiebe-verhalten oder schlicht Bummelei! Ach so, ja klar! Und nun?
Ich bleibe jetzt mal bei dem Begriff ‘Aufschieberitis’, ist mir als Wort irgendwie symphatischer. Also, es handelt sich hier ganz wissenschaftlich um ein Verhalten, das zur Anwendung kommt, wenn man notwendige, aber als unangenehm empfundene Aufgaben / Arbeiten immer wieder verschiebt, anstatt sie zu erledigen. Getreu dem Motto:
Mach’ ich irgendwann mal…
Aufschieberitis ist in unserer Gesellschaft als ‘schlechte Angewohnheit’ verschrieen. Damit es sich aber wirklich um die echte Aufschieberitis bzw. Prokrastination handelt, müssen drei Kriterien erfüllt sein:
- Kontraproduktivität
- Mangelnde Notwendigkeit
- Verzögerung
Manch einer meint es liegt an einer ungenügenden Selbststeuerungskompetenz. Andere glauben innere Konflikte sind dafür verantwortlich. Wieder andere geben dem ‘Inneren Kritiker’ die Schuld.
Ausgehend davon, dass du genau wie ich stolzer Besitzer so eines ‘Inneren Kritikers’ bist, wollte ich es jetzt mal genauer wissen, und vorallem lernen, wie ich diesem Herren – sorry, bei mir ist der Kritiker männlich und heißt Gustav – die Stirn bieten kann.
Ich habe mal im Netz und in einschlägiger Literatur dahingehend gestöbert und so manche Einsicht bzw. Ansicht gefunden. Natürlich auch diverse Tipps gegen diese qualvolle Aufschieberitis. Vielleicht erkennst du dich selbst wieder und eventuell spricht dich der eine oder andere Tipp gegen das Aufschieben an:
Zu den Basics: Was ist Aufschieberitis?
Da geht es schon los mit der Verwirrung, jede Quelle definiert die Aufschieberitis anders.
Die einen sagen: Aufschieben bedeutet, eine Aufgabe buchstäblich in letzter Minute oder sogar zu spät zu erledigen. Andere sagen, nein, etwas auf den letzten Drücker zu erledigen, ist noch kein Aufschieben. Das bedeutet nur, dass mir andere Dinge wichtiger sind, beziehungsweise, dass ich diese vorziehe. Zur Aufschieberitis wird es erst, wenn ich meine Terrnine und Verpflichtungen nicht halten kann, mir Schaden zufüge oder mich mit dieser Vorgehensweise stark gestresst fühle.
Es bedeutet auch, etwas so gut es geht komplett zu vermeiden(zum Beispiel den schon längst fälligen nächsten Zahnarzttermin) oder sich mit zu vielen halbherzig angefangenen Dingen zu verzetteln. 😉
Ganz doll wird es hier:
Aufschieber sind im Grunde aufsässige Rebellen, die nicht zu etwas gezwungen werden wollen. Andere sagen: Aufschieber werden durch Prozesse in der eigenen Persönlichkeit am Handeln gehindert.
Einig sind sich die unterschiedlichen Quellen offenbar nur in einem: Wer sich damit unwohl fühlt, der sollte etwas dagegen tun!
Gut! Dann mache ich mich mal ans Werk. Hier kommen die unterschiedlichsten Tipps und Ideen um deiner Aufschieberitis Herr zu werden. Doch vorab gehe ich mal auf die Entdeckung möglicher Gründe für…
… deine Aufschieberitis:
- Vorhaben & Ziele: Du darfst auch kleinere Brötchen backen! Wenn du immer etwas Besonderes und Fantastisches leisten und vollbringen willst, setzt du dich womöglich so unter Druck, dass du gar nicht erst anfängst.
- Versagensangst oder auch Angst vor Erfolg: Wenn du Angst davor hast, zu versagen, fängst du womöglich gar nicht erst an. Paradoxerweise kann dir sogar der eigene Erfolg unheimlich werden, weil nun deine und die Erwartungen der anderen steigen und schon befällt dich auch hier die Angst, zu versagen.
- Die Angst vor Zurückweisung & Kritik: Wenn du Angst davor hast, Fehler zu machen und dafür kritisiert zu werden, fängst du vielleicht auch gar nicht erst an. Es ist jedoch so: Nur wer anfängt kann überhaupt Fehler machen und daraus lernen!
- Leistungsdruck & Zwang: Fühlst du dich unter Druck gesetzt oder gezwungen, etwas zu leisten und zu tun? Dann könnte das den oben erwähnten ,Rebellen’ in dir hervorlocken und dich zurück auf die Couch führen.
- Niedrige Frustrationstoleranz: Vielleicht glaubst du unbewusst, dass jede Aufgabe gut machbar und alle Ziele in Kürze erreichbar sein soll(t)en? Dann kann dich der erste Gegenwind ebenfalls wieder aufs Sofa befördern.
Hier bringt nur Ursachenforschung für deine Ängste und Blockaden etwas, sprich was steckt ‘eigentlich’ wirklich dahinter. Sonst werden diese ,inneren Konflikte’ dich in der Tat immer wieder aufschieben lassen. Wenn du hier selbst nicht weiterkommst, kann dir u.U. auch ein Sinn- und Wertecoaching helfen.
Jetzt zu den Tipps zum Selbstversuch:
- Triff eine Entscheidung: Entscheide dich bewusst für dein Vorhaben. Wenn du voll und ganz hinter etwas stehst, kommst du auch leichter ins Handeln. Oder entscheide dich bewusst dagegen, dann aber ohne schlechtes Gewissen und wirklich abhaken!
- Ziele & Visionen: Wenn du kannst, suche dir möglichst für dich reizvolle Ziel. ‘Gezogen’ zu werden ist immer noch angenehmer, als sich gezwungen zu fühlen. Ist das Ziel für dich nicht attraktiv genug? Dann mach dir den Gewinn dahinter klar. Zum Beispiel: Durch die abgelieferte Steuererklärung bekommst du vielleicht etwas Geld zurück oder du hast es zumindest hinter dir und bekommst keine Mahnung vom Finanzamt. 😉
- Setze Prioritäten: Ahnst du schon, dass du bei der Aufgabe ‘innerlich bocken’ könntest und du stattdessen vielleicht lieber Richtung Espressomaschine schleichst, telefonierst oder ‘wichtige Dinge’ im Internet recherchierst? Dann vergebe Prioritäten für deine Aufgaben: Wenn die Steuererklärung vielleicht doch wichtiger ist als die Recherche,
könnte die sichtbare Priorisierung oder der ,Wert’ einer Aufgabe deinen Handlungsdruck erhöhen. - Planung & Termine: Auch reine Unkenntnis kann dich am Handeln hindern. Überlege dir, was du tun kannst I solltest und wie du vorgehen willst. Mach dir einen möglichst genauen Plan und setze dir verbindliche ,Deadlines’ und Termine für Zwischenschritte. Das erhöht zwar auch deinen Handlungsdruck, diesmal jedoch positiv!
- Mach kleine Schritte: Viele scheitern mit ihren Vorhaben, weil sie sich überfordern und sich zu vieI auf einmal aufladen. Plane dir deshalb viele kleine Mini-Schritte ein. Diese sind leichter zu bewältigen und du hast tatsächlich schon mal angefangen! Dass ist zwar eher ein ,kosmetischer Trick’, aber jeder kleine Erfolg wird dich weiter motivieren.
- Das Gegenteil: Fang einfach an! Es gibt auch Autoren, die von Planen, Prioritäten und so weiter dringend abraten. Sie meinen, dass dich die ganze Planerei eventuell wieder am Handeln hindert. Dann sei es besser, einfach anzufangen und ,ins kalte Wasser zu springen’: Du wirst bei dieser Vorgehensweise zwangsläufig dazulernen und an Erfahrung gewinnen!
Wenn du es schaffst, den allerersten Schritt zu tun, und sei er noch so klein, wird dein Gehim nicht eher Ruhe geben, bis du die Sache erledigt hast. Entweder durch erfolgreiche Bearbeitung oder durch bewusste Entscheidung dagegen. Der Unterschied: Beim Aufschieben entscheidest du dich selten bewusst gegen etwas. Du lässt dich nur zu sogenannten Übersprungshandlungen, z.B. Internetsurfen, verleiten. - Schaffe dir Routinen & Gewohnheiten: Wenn du z.B. jedes Jahr im März deine Steuererklärung machst, wird das irgendwann zu einem festen Bestandteil deines Lebens werden. Die Aufschieberitis kann dich so weniger kalt erwischen.
- Beseitige deine Widerstände: Überlege dir, was du gegen deine üblichen Vermeidungs-Strategien tun willst. Frage dich: Was kann ich tun, wenn wieder das Telefonieren oder Eis essen verlockender zu sein scheint als die Steuererklärung?Diese Versuchungen sind deshalb so verführerisch, weil sie leicht ,verrucht’ erscheinen. Sie sind deswegen so verlockend, weil wir sie uns nicht oder nur selten erlauben. ,Legalisiere’ dir also diese Dinge (im Rahmen bitte – grins – !!!)und behandel sie gleichwertig wie deine Aufgaben. Das beschert dir ein gutes Gewissen und bringt die Dinge mehr ins Gleichgewicht.
- Mache dir die Aufgaben sichtbar: Lass dir ein paar Dinge einfallen, wie du so oft wie möglich an dein Vorhaben erinnert wirst. Wie heißt es so schön: ,,Aus den Augen, aus dem Sinn”. Also z.B. Haftnotizzettel an den Spiegel, eine Erinnerungs-App auf deinem Handy, suche dir einen Mitstreiter etc.
- Belohne dich: Wenn du der Typ bist, der gut auf Belohnungen anspricht, stell dir etwas in Aussicht, was du dir nach erfolgreicher Erledigung gönnen willst. Auch das kann dich motivieren.
Noch mehr Tipps, diesmal aus dem Mentaltraining
- Male dir das Ziel verlockend aus: Viele Aufgaben und Ziele lassen dich nur deshalb nicht beginnen oder zum Eis greifen, weil erstere (die Aufgabe) nicht so attraktiv ist wie letztere (Eis) zu sein scheint. Der Trainer Jürgen Wolff nennt es so: Die ‘gute’ Option (die Steuererklärung) zahlt sich langfristig aus, die ‘schlechte’ Option (das Eis) sofort, also ist das Eis zugkräftiger. Außerdem spricht die kurzfristige, ‘schlechte’ Option (jetzt sofort das Eis) auch stärker die Sinne an. Die langfristige ‘gute’ Option (wieder ein Jahr Ruhe mit der Steuer) ist intellektueller – und damit blutärmer. Die Lösung: Machen Sie die ‘gute’ Option genauso attraktiv wie die ‘schlechte’ Option. Visualisieren Sie dazu: stellen Sie sich das Ergebnis ‘erledigte Steuererklärung’ so verlockend wie möglich vor. Setzen Sie Ihre Sinne, Ihre Gefühle ein, drehen Sie einen ‘inneren Film’. Hauptsache, Sie werden ganz wild darauf, endlich diese Steuererklärung fertig zu bekommen.
- Verwende Affirmationen: Worte haben Macht! Sie können unser Bewusstsein und uns selbst formen und prägen. Greife zu Affirmationen, um dein Vorhaben zu bekräftigen und dir selbst Mut zuzusprechen. Sage dir: ‘Ich werde mir diese Steuererklärung jetzt vornehmen und das Beste aus ihr herausholen.’
- Stärke deine Aufmerksamkeit & Konzentration: Typisch bei Aufschieberitis ist auch die ,Vogel-Strauß-Politik’. Dein Aufschieben kann dein Leben schon massiv beeinträchtigen, doch du weigerst dich immer noch, das Problem zur Kenntnis zu nehmen?
Überlege dir was kann dir helfen, deine volle Aufmerksamkeit und Konzentration auf den wunden Punkt zu lenken? - Stärke dein Selbstbild: Es heißt ‘notorische Aufschieber’ neigen dazu, sich gern niederzumachen. Wenn wieder einmal das Eis gesiegt hat, heißt es dann oft: ,’Wusste ich es doch. Ich bin nun mal zu faul, zu träge, zu dumm, zu schwach (dem Eis zu widerstehen) …’ und so weiter und so fort. Achte auf deine ‘inneren Dialoge’ und steuere gegen. Zähle dir deine Erfolge auf: z.B. deine bisher bereits bewältigten Steuererklärungen etc..
Denn weißt du was:
Du kannst das …was du willst!
Jedenfalls das Meiste davon 😉
Also weg mit der Aufschieberitis.
Motivierte Grüße sendet dir