Wie in meinem Artikel ‘Wie denkst du denn?’ angekündigt, gibt es heute Näheres zum Thema Glaubenssätze. Was sind überhaupt Glaubenssätze? Wo kommen sie her? Wie machen sie sich bemerkbar? Wofür sind Glaubenssätze gut? Kann man seine Glaubenssätze ändern?
Also gehe ich doch mal die Fragen der Reihe nach an:
Was sind überhaupt Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind so etwas wie Lebensregeln, Überzeugungen, die wir für wahr halten. Glaubenssätze beeinflussen täglich, was wir denken und wahrnehmen bzw. was wir uns ‘erlauben’ zu denken und wahrzunehmen und auch was wir für möglich halten. Glaubenssätze sind in erster Linie Interpretationen oder Verallgemeinerungen aufgrund unserer eigenen früheren Erfahrungen oder von Erfahrungen Dritter, deren Glaubenssätze wir übernommen haben. Zum Beispiel unsere Eltern ‘vererben’ uns ihre Glaubenssätze und persönlichen Theorien, warum etwas so und nicht anders ist… sein darf oder kann.
Es werden zwei Arten von Glaubenssätzen unterschieden:
- Regel-Glaubenssatz: Das Prinzip von Ursache und Wirkung – zum Beispiel: ‘Wenn ich sage was ich will, halten mich die Menschen für selbstsüchtig’ oder ‘Weil ich nicht viel Geld verdiene, halten mich alle für einen Loser.’
- Annahmen-Glaubenssatz: Hunde sind gefährlich. Andere Länder, andere Sitten.
Glaubenssätze können Berechtigungen oder eine Art Erlaubnis beinhalten, genauso gut aber auch Einschränkungen oder Verbote. Sie sagen aus, was jemand (nicht) kann oder darf oder wie die Welt ist. Logisch sind Glaubenssätze oft genug nicht, sondern sie entstehen durch Verallgemeinerungen unserer subjektiven Erfahrungen.
Wo kommen sie her?
Glaubenssätze entstehen durch Wiederholung. Dadurch entsteht eine Gewöhnung. Wenn du immer wieder das Gleiche erlebst oder hörst, leitest du daraus irgendwann unbewusst eine Regel ab.
Sie entstehen aber eben auch durch Autoritäten. Sprich von den Eltern auf die Kinder. Von Lehrern, Vorgesetzten und Führungspersönlichkeiten werden Glaubenssätze / Ansichten übernommen.
Wie machen sie sich bemerkbar?
Glaubenssätze sind Generalisierungen, sie verallgemeinern und vereinfachen ein Thema. Sie sind uns nicht immer bewusst, auch wenn wir versuchen, nach ihnen zu leben. Es gibt unterstützende und einschränkende Glaubenssätze.
Unterstützende Glaubenssätze helfen uns dabei, unsere Wünsche und Ziele zu erreichen:
- Mir wird alles gelingen.
- Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
- Ich kann alles erreichen, was ich erreichen möchte.
- Das Leben ist leicht.
Einschränkende Glaubenssätze hindern uns an der Erfüllung unserer Wünsche und Ziele:
- Ich werde nur geliebt, wenn ich Leistung bringe.
- Das schaffe ich nie.
- Geld verdirbt den Charakter.
- Dafür bin ich zu alt / zu dick / zu arm…
Wofür sind Glaubenssätze wichtig?
Glaubenssätze helfen uns dabei, Informationen rasch und sicher einzuordnen und schnell darauf zu reagieren. Sie geben uns im Leben Beständigkeit und sichern mitunter unser Überleben. Ich muss zum Beispiel nicht überlegen, ob es gut ist auf die heiße Herdplatte zu fassen. Genauso muss ich mich nicht jedes mal neu davon überzeugen, was passiert, wenn ich keinen Filterbeutel in den Staubsauger einlege … ;-).
Was ist problematisch an Glaubenssätzen?
Die einschränkenden Glaubenssätze hindern uns daran, unsere Wünsche und Ziele zu erfüllen. Oftmals handeln wir auch nach ‘alten’ Glaubenssätzen, die in unserer Kindheit und Jugend entstanden sind, und die wir als Erwachsene gar nicht mehr überprüfen. Sie sind immer noch in unserem Kopf, auch wenn sie schon lange nicht mehr für uns zutreffend sind.
Kann man seine einschränkenden Glaubenssätze verändern?
Wenn wir glauben etwas ist wahr, dann verhalten wir uns auch so, als sei es wahr. Unser Verhalten führt bei anderen zu Reaktionen, die wir dann durch unsere ‘Glaubenssatz-Brille’ sehen. Wir sind sehr gut darin, vor allem das als bedeutsam wahr zu nehmen, was unseren Glaubenssatz erneut bestätigt. Unser Glaubenssatz wirkt wie ein Filter, ein Wahrnehmungsfilter, der die Ereignisse so bestätigt, wie wir es glauben.
Habe ich zum Beispiel den Glaubenssatz ‘Das schaffe ich sowieso nicht’, gehe ich ‘unbewusst’ mit wenig Kraft und Selbstvertrauen an die Erreichung meiner Ziele. Jedes kleinere Hindernisse oder Rückschläge werte ich als Bestätigung meines Glaubenssatzes. Schlussendlich gebe ich dann ganz auf und Schwupps hat sich mein Glaubenssatz mal wieder bestätigt!
Noch ein paar ‘nette’ Beispiele für die Bestätigung von Glaubenssätzen:
- Da lernt genau die Frau, die überzeugt davon ist, dass kein Mann es je mit ihr ernst meint, immer nur solche Männer kennen, die sie dann auch wirklich schlecht behandeln.
- Da wird genau dem Mann die Brieftasche von einem Teenie gestohlen, der der Überzeugung ist, dass die Jugend von heute verdorben ist.
- Da wird genau der Mitarbeiter gekündigt, der schon immer sagt, dass es ihn als Ersten trifft, wenn Stellen abgebaut werden.
Vielleicht kennst du dieses Phänomen auch von dir selbst oder von anderen Menschen, dass wir oft genau das anziehen, von dem wir überzeugt sind. Alles nur Zufall?
Es ist sehr hilfreich, sich an Folgendes zu erinnern:
Was wir glauben, muss nicht wahr sein … ;-).
So tun als ob…
Die gute Nachricht: Deine Glaubenssätze verändern sich in der Regel, wenn du wiederholt gegenteilige Erfahrungen machst! Allerdings bremsen wir uns oft schon vorher aus und es kommt erst gar nicht soweit, weil wir das, was wir – vermeintlich – nicht tun können, auch gar nicht wagen. So ist der effektivste Weg herauszufinden, wozu wir wirklich fähig sind, so zu tun ‘als ob’ wir es könnten. Wir geben uns sozusagen eine Erlaubnis um Neues zu entdecken und erschaffen uns gleichzeitig neue positive Glaubenssätze. Du kannst also jederzeit (!) deine Glaubenssätze aufgeben, die dich einschränken, und dafür Einstellungen aufbauen, die dir mehr Freude, Leichtigkeit und Erfolg in dein Leben bringen. Es sind zum großen Teil unsere Einstellungen, die es uns nicht erlauben, erfolgreich, glücklich usw. zu sein.
Eine Art Schritt für Schritt Anleitung:
Da wir uns unserer Glaubenssätze meistens gar nicht so bewusst sind, müssen wir sie zuerst aufspüren:
- Überdenke Sätze, die du im Brustton der Überzeugung von dir gibst.
- Achte auf Worte wie ‘immer’, ‘jeder’, ‘grundsätzlich’ oder ‘alle’ in deinen Äußerungen.
- Wenn jemand Anderes seine Meinung sagt, was geht dir dann durch den Kopf?
Alles aufschreiben!
Wann und in welchen Situationen fängst du Sätze mit:
- Mein Vater sagte immer: …
- Meine Mutter sagte häufig: …
- Der Lieblingsspruch meines Opas war: …
- Von meiner Oma hörte ich immer: …
Jetzt hinterfrage für dich die ‘eigentlichen’ Aussagen. Sind sie auch heute so noch korrekt für dich?
- Macht der jeweilige Satz jetzt Sinn für dich?
- Macht er dein Leben einfacher?
- Macht er dich glücklich und zufrieden?
- Vielleicht findest du heute viel passendere Sätze und Überzeugungen für dich?
Am besten die neuen Sätze und Überzeugungen gleich aufschreiben!
Vor dem eventuellen Ändern kommt das Hinterfragen deiner Glaubenssätze!
Keine Panik, du musst nicht gleich alles ändern / aufgeben: Beginne zuerst mit dem Hinterfragen deiner dir nun ersichtlichen Glaubenssätze. Glaubenssätze erfüllen mitunter wichtige Funktionen für dich und es würde dir eher schaden, denn nutzen, wenn du sie einfach aufgibst. Hinterfragens ist eine sanfte Methode, dem Sinn deines Glaubenssatzes auf die Schliche zu kommen. Du könntest dich z.B. Fragen:
- Was könnte eine andere Meinung dazu sein?
- Wie könnte eine Situation aussehen, in der das nicht zutrifft?
- Wie würde sich wohl das genaue Gegenteil dieser Ansicht anfühlen und was würde ich dann denken?
- Wie könnte jemand das Ganze sehen, der von der anderen Seite der Erde kommt?
- Wie könnte ich das vielleicht in 20 Jahren sehen?
Hör mal auf die Glaubenssätze anderer Menschen in deinem Umfeld. Wie? Klar, kaum einer läuft durch die Gegend und kündigt an, dass er jetzt einen Glaubenssatz zum Besten gibt, aber in den geäußerten Meinungen und Überzeugungen kannst du durchaus mit ein wenig Übung deren Glaubenssätze entdecken. Wichtig ist jetzt, dass du dich durch diese anderen Meinungen nicht gleich angegriffen fühlst, sondern offen und neugierig die ‘fremden Ansichten’ reflektierst. Vielleicht ist die eine oder andere Ansicht hilfreich für dich und es wird ein neuer Glaubenssatz daraus.
Positive Glaubenssätze / Ansichten sind zum Beispiel:
- Jeder Mensch hat ein Recht darauf, glücklich zu sein.
- Jeder sollte sich einmal am Tag etwas Gutes tun.
- Probleme sind Chancen, ich kann aus allen Situationen etwas lernen.
- Jeder Tag ist ein kleiner Neuanfang.
- Alles hat seinen Sinn.
Achtung Sprichwörter!
Sprichwörter sind in aller Munde und sicher hast du auch ein paar Sprichwörter oder Lebensweisheiten in deinem Fundus. Sind sie nützlich oder hilfreich für dich? Wenn dir z.B. ‘Wer hoch hinaus will, kann tief fallen’ oder
‘Besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach’ oder auch ‘Erst die Arbeit, dann das Vergnügen’ öfter durch den Kopf gehen, dann könnte es sein, dass du dich mit diesen Einstellungen selbst bremst.
Ich wünsche dir bei diesem Thema ganz viel Entdeckergeist und einen reichhaltigen Fundus an persönlichen Glaubenssätzen, die dich stützen und fördern!