Also eine Tatsache mal gleich vorweg: Es gibt hierbei keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, ganz entgegen der landläufigen Meinung, dass Frauen im Multitasking besser wären. Soweit also die harten Fakten 😉 , aber was steckt jetzt wirklich hinter dieser Frage
Basiswissen
Wenn wir uns erst mal von der theoretischen Seite nähern, dann kann ich dir sagen, dass der Begriff Multitasking ursprünglich aus dem englischen kommt und im technischen Bereich zu Hause ist. Er bezeichnet einen Mehrprozessbetrieb, also die Fähigkeit eines Betriebssystems, mehrere Aufgaben (Tasks) praktisch nebeneinander / parallel auszuführen. Meistens stehen bei diesem Prozess der Maschine auch unterstützende Hardware-Strukturen zur Verfügung. Die verschiedenen Prozesse werden allerdings nur in so kurzen Abständen immer abwechselnd aktiviert, dass der Eindruck der Gleichzeitigkeit entsteht.
Unter menschlichem Multitasking versteht man die Fähigkeit eines Menschen, mehrere Tätigkeiten zur gleichen Zeit oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten durchzuführen. Also wenn du zum Beispiel eine E-Mail schreibst und gleichzeitig den Ausführungen deines Kollegen lauschst.
Angeblich soll Multitasking die Effektivität steigern, was aber nur bei ganz simplen Tätigkeiten wirklich funktioniert. Wenn du meinetwegen deine Wäsche bügelst und dabei einen Podcast anhörst, ist das nicht weiter schwierig: deine Wäsche wird glatt und du bekommst vom Podcast alles mit. Etwas schwieriger wird es schon, wenn du bügelst und dabei TV schaust. Entweder wird aus dem Film ein Hörspiel oder deine Wäsche bekommt mehr Falten als dir lieb ist 😉 Oder du wechselst deinen Blick in sehr rascher Folge, das Resultat ist ähnlich: du siehst nicht jede TV-Einstellung und hast auch nicht immer den Blick auf dem Bügeleisen.
Da fängt es also schon an, dass die Effektivität des Multitasking schwindet. Krasser wird es natürlich bei noch komplexeren Tätigkeiten. Regelrecht gefährlich ist eine besondere Art des Multitasking: SMS schreiben und dabei Auto fahren, meiner Meinung nach überhaupt keine tolle Idee. Selbst das Telefonieren während der Fahrt ist ohne Freisprechanlage nicht zu Unrecht verboten!
Die Wissenschaft hat festgestellt…
Mittlerweile gibt es ja tausend und eine Studie von fast allen renommierten Universitäten zum Thema Multitasking und sie kommen fast übereinstimmend zu diesem Ergebnis:
Multitasking soll die Effizienz und Produktivität steigern, tatsächlich führt die gleichzeitige Arbeit an mehreren Aufgaben jedoch zu einem erheblichen Konzentrations- und Leistungsverlust!
US-Forscher der Universität Utah haben in einem Test die Multitaskingfähigkeit ihrer Probanden wie folgt überprüft: Die Versuchspersonen saßen am Steuer eines Fahrsimulators und sollten während des Fahrens telefonieren, in einem weiteren Versuch sollten sie auch noch eine SMS verfassen. Das Ergebnis: Ihre Leistungsfähigkeit sank um mindestens 40 Prozent. Gleichzeitig erhöhten sich die Stress-Werte der Probanden erheblich. Die Fehlerquote war ähnlich hoch wie sonst nur bei betrunkenen Fahrern mit einem Promillewert von 0,8. Ich finde das schon ganz schön heftig und du?
Eine weitere Studie testete die Multitasking- Fähigkeit von Harvard-Studenten. Auch hier waren die Ergebnisse schlecht: Obwohl ausschließlich begabte und sogar einige hochbegabte Studierende unter den Probanden waren, fiel ihre Gedächtnisleistung teilweise auf die von achtjährigen Kindern ab. Manche Forscher nehmen sogar an, dass Multitasking den IQ senkt. Womit ich wieder bei meiner Eingangsfrage wäre: Macht es dumm?
Einig sind sich die Forscher, dass es zumindest nicht effizienter, produktiver oder leistungsfähiger macht. Also all die schönen Absichten, die wir hinter Multitasking immer vermutet oder gar erhofft haben. Viele Neurowissenschaftler und auch Arbeitspsychologen haben Multitasking über Jahre untersucht und sie sind sich bei Ihrem Fazit einig: Aus neurobiologischer Sicht gibt es gar kein Multitasking. Denn unser Gehirn kann sich immer nur auf eine, maximal zwei komplexe Tätigkeiten gleichzeitig konzentrieren.
Wie das? Wir machen doch oft genug zwei Dinge gleichzeitig!
Wirklich gleichzeitig? So hart es jetzt für dich ist: NEIN! Die Forscher konnten nachweisen, dass unser Gehirn bei Multitasking einfach nur rasant hin und her wechselt.
Also, Tätigkeiten wie Musik hören und dabei den Gedanken freien Lauf lassen – funktioniert noch Wenn du dir bei einem Telefonat gleichzeitig Notizen machst, erledigt dies dein Gehirn nicht wirklich beides zur selben Zeit. Vielmehr wechselt das Hirn rasant zwischen beiden Tätigkeiten hin und her. Das Ergebnis: Du bekommst von Beidem nur die Hälfte mit. Stimmt’s? Sei ehrlich 😉
Multitasking führt sogar zu einem Leistungsabfall. Forscher der Universität Stanford haben zwei Testgruppen gegeneinander antreten lassen: Die einen waren es bereits gewohnt, viele Tätigkeiten gleichzeitig in ihrem Job auszuführen. Die andere hatten weniger Erfahrungen im Multitasking. Beide Gruppen bekamen verschiedene Aufgaben, die sie gleichzeitig ausführen mussten. Und diejenigen, die im Multitasking weniger geübt waren, schnitten besser ab: Denn diesen Probanden fiel es nämlich leichter, relevante von nicht relevanten Informationen zu unterscheiden. Für mich noch ein Grund mehr, Multitasking weiterhin bei ‚wichtigen Tätigkeiten‘ möglichst aus meinem Alltag zu verbannen.
Leistungsabfall durch Multitasking?
Aber wie kann das denn sein, wir wissen und bekommen es doch auch dauernd unter die Nase gerieben, dass wir alle nur einen Bruchteil unseres Gehirns nutzen? Neurowissenschaftler verweisen hier auf die Funktion unseres Arbeitsgedächtnisses. Demnach werden in dem Moment, wo wir uns auf eine Sache konzentrieren, andere Sinneswahrnehmungen ausgeblendet. Deswegen können wir problemlos bügeln und dabei telefonieren. Die eine Tätigkeit läuft als Routine automatisch ab oder wird quasi ausgeblendet. Kommt aber eine weitere komplexe Aufgabe dazu, sinkt unsere Hirnleistung drastisch. Warum? Weil nun unser Gehirn rasend schnell zwischen den Aufgaben hin und her wechselt. Wie gut unser Gehirn das meistert, hängt auch vom Alter ab. Kinder und Senioren haben bei diesem Wechsel größere Schwierigkeiten, geschlechtsübergreifend. Es ist also ein Mythos, dass Frauen in Sachen Multitasking besser sind als Männer.
Die gute Nachricht
Erstaunlich, aber wahr: Du kannst die Leistungsfähigkeit deines Gehirns trainieren. Somit kannst du auch bis zu einem gewissen Grad deine Fähigkeit zum Multitasking steigern. Das haben schlaue Neurowissenschaftlern in Los Angeles erforscht. Sie verglichen die Leistung von Probanden, die viel online arbeiteten und dabei zwangsläufig oft multitasken, mit denen, die wenig online arbeiteten. Beide Gruppen sollten fünf Tage lang das Netz für einen Arbeitsplan nutzen. Bei beiden Gruppen wurden die sogenannten Aktivitätsmuster im Gehirn gemessen. Bei denjenigen, die Multitasking gewohnt waren, gab es schon vorher eine große Aktivität in dem Bereich des Hirns, der für strategisches und logisches Denken zuständig ist. Bei der multitasking-unerfahrenen Testgruppe hatte sich die Aktivität in diesem Hirnbereich nach fünf Tagen an die der ersten Gruppe angeglichen.
Nun die schlechte Nachricht
Laut Testauswertung hatten sich die Arbeitsergebnisse allerdings nicht deutlich verbessert. Zwar erhöhte sich die Geschwindigkeit leicht, in der das Gehirn zwei oder mehrere komplexe Aufgaben bearbeitete. Ganz ohne Verluste geht es aber nicht. Den kognitiven Fähigkeiten des Menschen sind eben natürliche Grenzen gesetzt.
Fazit
Studien hin oder her: Es gibt sicher Menschen, die recht gut mehrere Tätigkeiten gleichzeitig durchführen können. Auch ist diese Multitaskingfähigkeit in vielen Jobs erforderlich. Sie verfügen aber von Haus aus bereits über eine sehr hohe Konzentrationsfähigkeit. Ob diese Kombination aus Konzentration und Multitasking auch mit einer Effizienzsteigerung verbunden ist, sei mal dahingestellt.
Tatsache ist auch, dass Multitasking ein Stressfaktor ist. Multitaskingbelastung und damit Stress über einen längeren Zeitraum führt zur Anspannung und kann schließlich auch in einem Burnout enden.
Je mehr Tätigkeiten gleichzeitig erledigt werden sollen und dabei auch noch Entscheidungen getroffen werden müssen, desto höher die Burnout Gefahr. Und noch eines sollte dir bewusst sein:
Multitasking ist nicht nur ein fruchtbarer Boden für Stress, sondern mit der Belastung steigt auch die Fehlerquote. Und diese Fehlerquote kann unter Umständen fatale Folgen haben. Stichwort Straßenverkehr ;-(
Es gibt sicher Menschen, die sich mit dem Multitasking leicht tun. Andere wiederum haben große Probleme damit. Nichtsdestotrotz solltest du versuchen, ganz bewusst möglichst eines nach dem anderen zu erledigen.
Wir sind es oft einfach nicht mehr gewöhnt, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Und wenn du dich wieder mal beim Multitasking ertappen solltest: Sag dir innerlich oder auch laut STOPP! Unterbreche deine parallelen Tätigkeiten und frage dich ganz bewusst ob ‚ES‘ notwendig ist.
Eine gute Woche wünscht dir