…weil’s so schön ist. In der letzten Woche habe ich dir die Kunstbetrachtungsmethode von Phil Terry erläutert und dich hoffentlich zur Umsetzung angeregt 😉 Falls du dir beim lesen gedacht hast: Ja, grundsätzlich ganz nett die Idee, aber ich komme mir da im Museum doch irgendwie ziemlich komisch bis doof vor, wenn ich so ‘ewig’ vor einem Bild sitzen / stehen bleibe, dann gebe ich dir ein bis zwei Tipps…
Erster Tipp
Ob du es glaubst oder nicht: Im Museum bist du für die anderen Besucher absolut uninteressant. Ich würde mal behaupten 99 % der Besucher gehen ausschließlich der Kunst wegen ins Museum und weniger bis gar nicht um auf andere Besucher und deren Betrachtungsmethoden zu achten 😉
Also, keine falschen Ausreden vor dir selber. Wähle eine Ausstellung, ein Museum, welches dich wirklich interessiert und starte mit der entschleunigten genussvollen Bildbetrachtung. Und wenn du es am Anfang nur 15 Minuten schaffst, dich nur auf ein Bild einzulassen: PRIMA! Ich wette, das sind locker 10 – 12 Minuten mehr wie üblich oder? Wenn es dir allzu unangenehm wird, machst du halt für dieses mal Schluss mit dem Experiment und besuchst den Rest der Ausstellung nach der dir vertrauten Methode und nimmst beim nächsten Museumsbesuch einen neuen Anlauf…
Zweiter Tipp
Probiere die entschleunigte Bildbetrachtung zunächst bei einer Freiluft-Ausstellung! Bei einer solchen Ausstellung stehen, sitzen und gehen immer mehr oder weniger interessierte Betrachter umher. Da fällst du garantiert nicht auf, wenn du bei einem Kunstobjekt längere Zeit verweilst, es sitzend stehend oder auch umrundend lange und intensiv betrachtest. Auch hier heißt es: ausprobieren!
Ich kann dir hierfür nur nochmals die aktuelle Skulpturenbiennale Blickachsen 11 in Bad Homburg ans Herz legen. Wie letzte Woche schon erwähnt, zeigt sie alle zwei Jahre Kunstwerke der internationalen Gegenwartsskulpturen im Schloss- und Kurpark Bad Homburg. Du hast noch bis 1. Oktober 2017 Gelegenheit für einen persönlichen Besuch!
Dritter Tipp
Versuche dich auf deinem heimischen Sofa oder auf deinem Balkon, deiner Terrasse mit einer ersten intensiven und auf ein Bild begrenzten entschleunigten Betrachtung. Es gibt mittlerweile so viele tolle Kunstbildbände mit wirklich exzellenten Ablichtungen, da sollte etwas für jeden Geschmack dabei sein. Du kannst natürlich auch im Internet auf die Suche gehen. Fast alle namhaften Museen auf der Welt sind bereits online zu besuchen, haben spezielle apps und ermöglichen einen virtuellen Rundgang durch ihre Ausstellungen. Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem virtuellen Besuch des Guggenheim Museums in New York oder – wenn du nicht so weit reisen möchtest 😉 – in Berlin. Sehr zu empfehlen ist auch ein Besuch im van Gogh Museum in Amsterdam.
Als idealer Einstieg empfiehlt sich m.E. zum Beispiel ein Bild von Hieronymus Bosch, da hat dein Auge wirklich wirklich was tun und die erste viertel Stunde vergeht ohne das es dir bewusst wird. Auch ein Stilleben bietet sich für erste Sehversuche an und vielleicht nicht unbedingt ein rein grafisches Werk mit drei Strichen oder Kreisen in zwei Farben. Das ist dann eher etwas für eine meditative Bildbetrachtung für Fortgeschrittene 😉
Okay, probiere es aus und sei / bleib offen. Nicht alles was wir ‘schon immer so gemacht haben’ oder auch ‘das haben wir noch nie so gemacht’ muss zwangsläufig gut oder schlecht sein. Leben heißt Veränderung, auch hier. Und eine neue Betrachtungsweise der Kunst kann durchaus auch für eine veränderte Wahrnehmung in deinem Alltag sorgen. Aaah, dann vielleicht doch lieber Vorsicht? Fände ich schade.
Als kleine Anregung habe ich heute ganz bewusst meinen Text mit Bildern untermalt, die dich zum bewussten Betrachten anregen mögen.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine veränderte Woche…
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