Es ist für mich zwar kaum nachvollziehbar, aber wohl Fakt: Wer heute nicht sagen kann: Ach, ich bin ja sooo gestresst, fühlt sich schon fast nicht mehr zugehörig zu unserer leistungs- und erfolgsorientieren Gesellschaft. Wird mitunter sogar schräg angeguckt, denn bei der gestressten Menschheit werde unangenehme Gefühle geweckt. Ganz nach dem Motto: Wieso kriegt die / der bei allen Aktivitäten ein stressfreies Leben geregelt und ich nicht? Mache ich etwa etwas falsch???
Gegen das Bedürfnis nach Zugehörigkeit ist auch erstmal nichts zu sagen, nur sollten wir überdenken, welchen Preis wir eventuell dafür bezahlen. Wenn ich jetzt mal beim Thema Stress bleibe, geht es schon los 😉
Stress ist nicht per se schlecht, wenn wir unterscheiden zwischen Disstress
(belastendem Stress) und Eustress (motivierendem Stress).
Die Stressoren
Als Stressoren, auch Stressfaktoren genannt, bezeichnet man alle inneren und äußeren Ereignisse, die bei uns Reize auslösen und somit Verhaltensänderungen erfordern. Je nach Reiz und individueller Veranlagung erlebt der Mensch die auf ihn einwirkenden Reize und ihre Auswirkungen für die jeweilige Situation und bewertet sie entweder positiv (Eustress) oder negativ (Disstress).
Alles was momentan nützlich, angenehm oder befriedigend ist, wird demnach positiv bewertet. Positiver Stress erhöht die Aufmerksamkeit und fördert die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers, ohne ihm zu schaden. Eustress tritt beispielsweise auf, wenn wir Glücksmomente empfinden oder total in einer Tätigkeit aufgehen, einen so genannten Flow erleben. Negativer Stress wird durch Reize ausgelöst, die wir als unangenehm, bedrohlich oder überfordernd empfinden. Stress wird erst dann von uns als negativ empfunden, wenn er häufig auftritt und kein körperlicher Ausgleich mehr erfolgt. Ebenso können negative Auswirkungen auftreten, wenn wir uns selber unter Stress setzen, weil wir keine Möglichkeit zur Bewältigung der Situation sehen, typische Situationen sind z.B. Abgabetermine bei Projekten, Klausuren, Wettkampf, berufliche Veränderung usw.
Stressbewältigungsstrategien
Hier können Stressbewältigungsstrategien hilfreich sein. Angefangen bei leichten und rasch zu erlernenden Körperübungen für Zwischendurch, Entspannungsübungen und Stressprophylaxe, damit es bei der nächsten stressauslösenden Situation entspannter zu geht. Unser Körper reagiert mit stark erhöhter Anspannung auf Disstress. Nachlassende Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit sind erste Anzeichen. Bei einer Langzeitwirkung von negativem Stress mit fehlenden Ausgleichsstrategien kann es zum Burnout kommen. Erste Burnout-Anzeichen können neben nachlassender Leistungsfähigkeit auch beginnende Depressionen, häufig wiederkehrende Immunschwächeerkrankungen wie z.B. ständige Erkältungen oder Magen-Darm-Infekte sein. Bandscheibenvorfälle (ich weiß wovon ich rede!) und nicht zuletzt Hörstürze gehören ebenfalls in diese Kategorie. Wer schlau ist, zieht vorher die innerliche und äußerliche Notbremse und sorgt für sich. Eine gute Balance zwischen Disstress und Eustress ist das A & O, denn wie gesagt: Stress ist nicht per se schlecht!
Erste Hilfe durch Selbsthilfe!
Eine sofort wirksame Selbsthilfe kann hier schon sein, dass man in stressigen Situationen bewusst ca. alle 30 Minuten zwanzig mal tief ein- und ausatmet. Klingt banal, hilft aber definitiv! Stell dir einen entsprechenden Timer auf deinem Handy 😉
Ebenso ist regelmäßiges Wasser trinken – auch ca. alle 30 Minuten ein Glas – sehr gut geeignet, damit die typischen Stresssymptome erst gar nicht die Überhand gewinnen. Mit einer entsprechenden app auf dem Handy kann man sich daran erinnern lassen.
Persönliche Inventur & kleine Schritte
Diese Minibreaks kosten nicht wirklich Zeit, bringen aber unterm Strich mehr Leistungsvolumen. Eine möglichst ehrliche persönliche Inventur sollte vor Beginn langfristiger Maßnahmen zur Stressreduktion der erste Schritt sein. Kleine erste Veränderungen im Tagesablauf der nächste. Keinesfalls ist es hilfreich, jetzt gleich alles und sofort verändern zu wollen, damit erzeugt man nur neue Stresssituationen. Ein liebevoller Umgang mit sich selbst ist oberstes Gebot!
Mini-Zeiteinheiten
Neben den oben erwähnten Soforthilfemaßnahmen kann es schon helfen, wenn man jeden Tag ein bisschen Zeit (es reichen echt schon fünf – zehn Minuten) Natur einplant. Also das Auto etwas vor dem eigentlichen Ziel abstellt und die restliche Distanz läuft. In der Mittagspause eine Parkbank oder noch besser einen Park / Grünanlage aufsucht, anstatt die komplette Pause in der Kantine zu verbringen.
Auch gut: LESEN! Ja, genau … Ein bis zwei Kapitel im Krimi und / oder Roman lesen, z.B. in der Mittagspause, hilft sehr gut um komplett aus der Stresssituation zu entfliehen und den Kopf wieder frei zu kriegen. Auch wenn die ersten Seiten noch ‘vorbei fliegen’, dran bleiben! Aber bitte keine Fachlektüre …;-)
Ebenfalls ganz simpel: mitten in der Stresssituation kurz mal aufstehen und das Fenster öffnen, tut immer gut 😉
Langfristig kann man ein neues Hobby starten, aber bitte ohne Erfolgsdruck, macht schon wieder Stress… oder ein früheres vernachlässigtes Hobby wieder aufleben lassen.
Körperliche Aktivitäten sind natürlich super wenn man in Stresssituationen viel sitzt, aber nur wenn man auch der Bewegungstyp ist, sonst setzt man sich damit schon der nächsten Stresssituation aus. Hier gibt es natürlich viel Auswahl von Aqua-Fitness bis Zumba tanzen… how you like it.
Fazit:
Erste Hilfe Maßnahmen sind – wie der Name schon sagt – nur erste Hilfen um die akute Stresssituation zu ‘überleben’. Wer wirklich langfristig etwas gegen seinen Stress unternehmen will, kommt um eine Art Bilanz nicht umhin, um dann auf seine Bedürfnisse und Vorlieben abgestimmte Veränderungen in seinen Alltag einzubauen: als Prophylaxe und Präventivmaßnahme. Wer mehr zum Thema Stressprävention erfahren möchte, klicke gerne hier entlang.
Ich wünsche dir eine Zeit bewusster Mini-Selbsthilfeeinheiten