Kennst du auch, oder? Ewige Gedankenkarussells, gerne Stunde um Stunde um ein und dasselbe Thema. Man nennt es grübeln und: Es ist normal! So weit so gut, du bist also in durchaus zahlreicher Gesellschaft mit deiner Grübelleidenschaft.
Nur, warum grübeln wir?
Gerade in der seit Monaten andauernden Ausnahmesituation durch das Coronavirus bekommt Grübeln einen größeren Stellenwert in unser aller Leben, egal welche Einstellung wir dazu haben.
Generell gilt: Je größer und komplexer ein Problem ist, wir vermeintlich oder tatsächlich keine Kontrolle über die Situation / das Problem haben oder nicht voraussagen können, wie lange die Situation dauert, um so stärker kommen wir ins Grübeln. Ausnahmesituationen lösen Spannung aus, sie triggern unsere evolutionsbedingte Kampf- / Fluchtreaktion, die eben gerne mit ängstlichen Gedanken einher geht. Auch das ist völlig menschlich, nur hineinsteigern sollten wir uns nicht, in die Grübelei.
Gegen Dauergrübelschleifen hilft z.B. sich daran zu erinnern, welche persönlichen oder gesellschaftlichen Ausnahmesituationen wir schon gut überstanden haben. Oder auch den Blickwinkel von ‚was alles nicht möglich ist‘ auf ‚was gerade durch die Ausnahmesituation möglich geworden ist‘ auszurichten.
Was genau bedeutet Grübeln?
Darunter versteht man allgemein die ständige Beschäftigung mit negativen Gedanken. Meistens wird Grübeln durch eine Bedrohung der körperlichen oder seelischen Integrität ausgelöst. Ob diese nun real ist oder wir uns diese nur einbilden, spielt dabei gar keine Rolle. Sofern wir etwas als Bedrohung wahrnehmen, uns gedanklich permanent damit beschäftigen, nennt man das Grübeln. Anfangs wollen wir auf diese Art eine Lösung finden und wenn wir keine finden, entwickelt unser Oberstübchen gerne gleiche Katastrophenszenarien und diese wiederum können zu Angstreaktionen führen. Ein wahrer Teufelskreis also.
Wenn wir grübeln, sehen wir die jeweilige Thematik tendenziell eher negativ bis pessimistisch. Wenn wir hingegen über eine Thematik / Problem gründlich Nachdenken, überdenken wir die tatsächlichen Fakten, konzentrieren uns darauf, wie sich etwas tatsächlich verhält. Wir bleiben also eher distanziert, es schrillen nicht dauernd innerlich alle Alarmglocken.
Warum erzeugt Grübeln Angst?
Oft ist es tatsächlich so, je länger wir über etwas Grübeln um so bedrohlicher wird es für uns. Wir bekommen Angst. Da muss ich jetzt gar nicht lebensbedrohliche Themen aufführen. Nehmen wir mal als Beispiel folgende Situation: Du musst nächste Woche – egal ob beruflich oder privat – vor einer größeren Teilnehmerzahl einen Vortrag halten. Ups: Sofort steigt deine innere Anspannung und du startest ein ungutes Kopfkino: Die Teilnehmer werden unruhig, du verlierst den Faden, da aktuell solche Dinge eher online passieren, malst du dir aus, wie du an der Technik scheiterst usw. Was ist passiert? Du hast innerlich auf Alarmzustand geschaltet – erneut evolutionsbedingt – um im Fall der Fälle rasch auf ‚bedrohliche‘ Situationen reagieren zu können. Wenn du halb schlummernd im Sessel hängst, bist du eben nicht so rasch auf den Beinen und kannst flüchten. Stichwort Säbelzahntiger 😉
Unser Gehirn …eine Art Rauchmelder
Cooler Vergleich fand ich, als ich es gelesen habe. Was dahinter steckt: Ein Rauchmelder ist die ganze Zeit damit beschäftigt, eventuelle Risiken richtig einzuschätzen. Ein Dampfwolke vom Kochtopf löst noch keinen Alarm aus, dicke Rauchschwaden jedoch schon. Unser Gehirn / Rauchmelder steht diesbezüglich also dauernd unter Strom bzw. in Habachtstellung. Je länger eine Situation unsicher oder unklar ist, um so stärker können vermehrt Stressreaktionen auftreten.
Gibt es ein gesundes Grübeln?
Kurz und knapp: Ja, wenn es nur für kurze Zeit ist. Wenn uns etwas Schlimmes bevorsteht, geraten wir alle ins Grübeln, was eben grundsätzlich gut ist. Die Dauer und die Intensität sind entscheidend. Auch eine wegen Grübeln schlaflose Nacht ist durchaus normal, wenn dich z.B. eine Situation in deinem Job oder mit deiner Familie beschäftigt. Es zeigt dir deine eigenen Prioritäten auf.
Macht Grübeln etwas mit deinem Körper?
Auf Dauer sicherlich, weil du immer angespannter und dadurch vielleicht auch unbeweglicher wirst. Es ist jedoch eher so, dass dein Körper eventuell dein Grübeln im negativen Sinne unterstützt. Wie bitte? Ja, denn wie heißt es so schön: Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist …wusste schon der alte Römer Juvenal 😉. Aber ernsthaft: Wenn du dich sowieso körperlich schlapp, ungelenkig, wenig fit und attraktiv fühlst, läuft dein seelisches Wohlbefinden auch nicht gerade auf Hochtouren. Ergo kommt dir der Rest deines Lebens gleich noch eine Spur grauer und bedrohlicher vor. Hier spielt die positive Aktivierung des Vagusnervs eine ganz wesentliche Rolle. Dies detailliert hier auszuführen sprengt den Rahmen, aber es gibt umfangreiche Literatur dazu. Allein durch bewusstes Atmen kann er positiv stimuliert werden, auch gezielte körperliche Übungen können hier helfen.
Grübeln ja, die Dosis machts!
Da du jetzt weißt, dass Grübeln menschlich, normal und okay ist, solltest du noch etwas über die Dosis wissen: Wenn du ab und zu grübelst, dir also gelegentlich mal Sorgen über Dinge machst, die dich emotional berühren, ist das okay. Im Kontrast hierzu sollte es eben auch regelmäßig Glücksmomente in deinem Leben geben. Es ist auch hier, wie so oft: Auf die Mischung kommt es an. Es gibt kein Leben ohne grübeln, genauso wenig wie es ein ausschließlich glückliches Leben gibt.
Fazit:
Grübeln ist grundsätzlich okay und darf in deinem Leben bleiben, wenn es auch diverse kleine und große Glücksmomente darin gibt. Wenn dem (noch) nicht so ist, arbeite an einer gesunden Balance. That’s it!
Ich wünsche dir eine ausbalancierte Zeit
PS: … wie immer freue ich mich auch diesmal über einen Kommentar von dir, gerne über diesen Weg.