Die Wissenschaft hat nicht nur festgestellt, dass Marmelade Fett enthält, sondern auch, das der gemeine Mensch zwischen 60.000 bis 80.000 (!) Gedanken am Tag denkt. Nicht schlecht oder? Nur WAS und WIE denken wir denn so den lieben langen Tag vor uns hin?
Oft ist es wie verhext: Meine Gedanken machen sich selbstständig und kreisen immer wieder um ein Thema. Weiter bringt mich das Gedankenkarussell meistens jedoch nicht.
Abends im Bett geht es meistens los mit der Grübelei:
- Habe ich mich im gegenüber XYZ richtig verhalten?
- War ich zu kurz angebunden?
- Hat er / sie meinen Scherz falsch verstanden?
Oft dauert es dann Stunden, bis ich endlich eingeschlafen bin. Am nächsten Morgen bin ich total gerädert, aber eine Antwort auf meine Fragen habe ich nicht gefunden. Diese nervigen und destruktiven Gedankenschleifen kennt wohl jeder Mensch. Du sicher auch oder? Das Schlimme an der Geschichte ist hier definitiv meine gefühlte Ohnmacht, dass ich aus dem Gedankenkarussell einfach nicht herausfinde.
So was nennen Psychologen einen ‘Katastrophenverstand’, was per se gar nicht mal schlecht sei. Unser Verstand versucht, aus der Vergangenheit zu lernen, um zukünftig ähnlich ‘bedrohliche’ Situationen zu vermeiden. Wir alle haben allerdings auch mehr oder weniger intensiv eine Drama-Queen oder einen Drama-King in uns, denn unser Verstand übertreibt gerne mal maßlos und inszeniert ein Drama: Eigentlich unbedeutende Situationen bauscht er auf und der schräge Blick meines Partners ist dann Dank meiner Drama-Queen bereits der Anfang vom Ende unserer Beziehung… 😉
Positives Denken ist auch nicht die Lösung!
Laut Psychologen, zum Beispiel Doris Wolf aus Mannheim, ist hier ‘gesundes Denken’ angebracht. Sprich, unser Denken sollte der Situation angemessen sein. Vom sogenannten positiven Denken hält sie nichts.
Es kann sogar schädlich sein und dazu führen, dass es dem Menschen schlechter geht als vorher. Denn in vielen Ratgebern wird dem Leser mitgeteilt, er müsse nur richtig denken, dann gebe es keine Probleme mehr. Das Scheitern ist hier wohl schon programmiert und das nächste Gedankenkarussell startet: Denke ich falsch?
Ich kann meine Gedanken nicht wirklich ändern, es denkt mich ja, also kann ich nur den Umgang mit ihnen ändern. Zunächst nehme ich meine Gedanken möglichst nur zur Kenntnis, also ohne gleich zu interpretieren oder zu bewerten. Vielleicht schreibe ich sie einfach mal auf. So auf dem Papier habe ich gleich irgendwie mehr Distanz zu ihnen und kann sie in Ruhe betrachten und mit der Realität abgleichen.
Auch eine Möglichkeit: Nicht alle Gedanken ernst nehmen!
Mir ist das Grübeln / Gedankenkarussell nicht nur lästig, es schadet mir auch oft. Denn die negativen Gedankenschleifen sorgen bei mir für unangenehme Gefühle und körperliche Reaktionen von innerer Unruhe, schlechter Laune bis richtiggehend Angst. Psychologen sagen dann zwar, man soll nicht alles ernst nehmen, was einem so durch den Kopf geht, doch ich finde das ist manchmal wirklich leichter gesagt als getan. Denn Gedanken sind in erster Linie einfach nur Gedanken. Sie müssen nicht wahr sein!
Wenn mir meine Gedanken also zum Beispiel Angst machen, kann ich wie folgt vorgehen:
Ich identifiziere meine ‘gedanklichen Ängste’:
- Zuerst schreibe ich sie auf ein Blatt Papier, damit ich sie mir sichtbar mache!
- Jetzt Hinterfrage ich alle diese Ängste. Vielleicht steckt ein falscher Glaubenssatz dahinter. Falls ja, mache ich mich an seine Eliminierung und damit verflüchtigt sich auch gleichzeitig meine Angst.
Glaubenssätze sind so etwas wie: Ich schaffe nie eine Prüfung beim ersten Anlauf. Auch gerne genommen: Mich nimmt sowieso keiner (Bewerbungstermin usw.). - Wenn ich keinen Glaubenssatz hinter meiner Angst entdecke, versuche ich die Angst mal ‘umzudrehen’: Die Situation XYZ macht mich stolz, selbstbewusst und glücklich.
- Außerdem mache ich mir bewusst, was ich in meinem Leben schon alles erreicht habe (Stichwort Erfolgstagebuch), obwohl ich zu Beginn auch in oder vor diversen Situationen Angst hatte.
- Dann heißt es für mich: Trau dich! Egal wie es ausgeht, hinterher bin ich auf jeden Fall super zufrieden mit mir! Ich habe es – was es auch immer ist – entweder trotz Angst gemeistert oder ich bin gescheitert, habe es aber immerhin probiert! Und darauf kann ich ebenso stolz sein und es in meinem Erfolgstagebuch notieren, denn: Ich darf auch scheitern 😉
Fazit:
Es ist wichtig, in meinem Gedankenkarussell zwischen nützlichen und unnützen Gedanken zu unterscheiden.
Beispiel für nützliche Gedanken: Ich bin zu spät zum Meeting gekommen, ich sollte mich daher beim nächsten Termin rechtzeitig auf die Socken machen.
Beispiel für einen unnützen Gedanken: Bei unserem letzten Gespräch hat mein Chef mir überhaupt nicht zugehört, meine Sichtweise ist wohl nicht mehr wichtig für ihn. Ob er mich demnächst entlässt?
Natürlich hilft es mir, wenn ich über ‘reale Konflikte’ und ‘reale schwierige Situationen’ intensiver nachdenke. Ich kann so vielleicht eine Lösungsstrategie für mein Problem entwickeln. Manchmal muss und darf ich daher sogar einmal mehr über eine reale Sache nachdenken, denn manches braucht eben einfach seine Zeit. Die eine oder andere Lösung erreicht mich zwar auch mal im Schlaf, unter der Dusche oder an der berühmten roten Ampel. Andererseits: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ich wünsche dir eine konstruktive Zeit mit deinen Gedanken
PS: … wie immer freue ich mich auch diesmal über einen Kommentar von dir, gerne über diesen Weg.