Wer mag nicht glücklich sein? Eben, wohl jeder. Und wenn es mit dem glücklichen Gefühl mal nicht so klappt, helfen wir gerne nach mit
Zucker! Im Mittelalter wurde er extrem teuer gehandelt: Damals hatte ein Kilogramm Zucker einen Wert von stolzen 350 Gramm Gold. Wenn wir das umrechnen würden auf das Jahr 2019, läge der Kilopreis für Zucker bei stattlichen 12.000 Euro! Leider ist er nicht so teuer, kann und wird daher regelrecht inflationär in unseren Lebensmitteln verarbeitet. Denn Zucker ist nicht nur süß, sondern auch ein Geschmacksträger, ähnlich wie Fett. Er schafft auch Suchtverhalten, ich sage nur Schokolade, Marmelade oder gebrannte Mandeln. Einmal angefangen zu naschen, können wir leider leider nicht mehr so leicht damit aufhören. Die Zuckerindustrie sieht dies natürlich völlig anders 😉
Etwas zuckersüße Geschichte genehm?
Anno 1802 wurde in Unterschlesien die erste Zuckerrübenfabrik erbaut. Allerdings hat die Welt dann noch auf Napoleon warten müssen, damit der erste Zuckerboom Fahrt aufnehmen konnte: er ließ im großen Stil jede Menge Zuckerrübenfabriken erbauen. Die ursprüngliche Zuckerrübe hatte nur einen Zuckergehalt von 1,6 Prozent. Geradezu lachhaft zu heute, denn mittlerweile wurde ihr Zuckergehalt auf satte 15 – 20 Prozent (!) heraufgezüchtet. Der Mensch ist nicht allein anfällig für die Zuckersüße, auch Hunde mögen den Geschmack. Katzen hingegen verschmähen Zucker, allerdings nicht, weil sie auf eine gesündere Ernährung achten 😉 , sondern weil ihnen die Geschmacksrezeptoren für Süßes fehlen. Offen gestanden: die Glücklichen! Spätestens seit ich weiß, dass die Zahnärzteinnung in Frankfurt in einem Haus residiert, welches vom Ferrero-Konzern vermietet wird, kann mir keiner mehr erzählen, dass die sich nicht gegenseitig helfen. Ich jedenfalls habe ich meiner Kindheit immer einen Lutscher vom Zahnarzt persönlich bekommen, wenn ich bei der Behandlung ‚brav & lieb‘ war, sprich ihm nicht den Finger abgebissen habe. Seit meiner Recherche für diesen Artikel bin ich davon endgültig überzeugt: schließlich war der Erfinder der ersten Zuckerwattemaschine im Jahr 1897 der Amerikaner William James Morrison, von Beruf, na? Genau: Zahnarzt.
Harte Fakten!
Die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, empfiehlt nicht mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag zu verzehren. Das entspricht ungefähr 6 Teelöffeln. Du wähnst dich jetzt auf der sicheren Seite, weil du gar nicht soviel Zucker in deinem Kaffee oder Tee zu dir nimmst? Vergiss es! Die 25 Gramm beziehen sich auf alles was du so am Tag isst. Das der bei Kindern so beliebte (warum nur?) Ketchup hauptsächlich aus Zucker und nicht aus Tomaten besteht, ist mittlerweile (fast) jedem bekannt. Wusstest du auch, dass zum Beispiel in Senf und Speckwürfeln ebenfalls nicht zu wenig Zucker enthalten ist? Hier mal eine unvollständige Auflistung zum Thema Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr an Süßigkeiten & Co.:
Schokolade 10,11 kg Kakaopulver 2,08 kg Zuckerwaren 5,68 kg (gemeint sind hier Weingummi & Co.) Backwaren 7,14 kg Knabberartikel 3,41 kg Speiseeis 3,41 kg
Heftig, oder? Wir liegen heute – WHO-Empfehlung hin oder her – bei stolzen 48 Kilogramm (!!!) Zuckerkonsum pro Kopf und Jahr. Zum Vergleich und Erinnerung: 1802 wurde die erste Zuckerrübenfabrik erbaut und 1874 lag der Pro-Kopf-Zuckerkonsum pro Jahr noch bei 6,2 Kilogramm.
Warum geht es nicht ohne?
Gute Frage, nächste Frage. Ernsthaft lautet die Antwort: Weil die Zuckerindustrie sich dumm und dämlich an uns Konsumenten verdient, eine superstarke Lobby in Berlin & Co. hat und uns gerne für blöd verkauft. Sorry, wenn ich es mal so direkt sage. Was meinst du wohl, warum die jeweiligen GesundheitsministerInnen in Deutschland seit Jahren die Ampelkennzeichnung nicht gesetzlich vorschreiben? Die Zuckerlobby… Rein genetisch ist unsere Zuckergier dadurch zu erklären, dass zu Neandertalerzeiten süß gleich ungiftig hieß und schnell Energie lieferte. Stichwort: Säbelzahntiger 😉 Als Kind wurden wir gerne mit Süßigkeiten für gutes Benehmen, gute Schulnoten und Mithilfe im Haushalt belohnt. Nicht zu vergessen, wenn wir uns verletzt hatten oder krank waren, dann gab es zur Aufmunterung stets etwas Süßes. So konditioniert hat sich bei uns einfach tief verwurzelt: Süß tut gut, belohnt und tröstet. Tja und sich diesem Automatismus a) bewusst zu werden und b) zu durchbrechen bedeutet Disziplin und Willenskraft.
Du willst zukünftig weniger Zucker konsumieren?
Bravo und Gratulation zu deinem Entschluss. Es ist vom Prinzip her auch wirklich einfach 😉 Zunächst solltest du natürlich den ganz offensichtlichen Zuckeranteil in deiner Ernährung reduzieren. So weit, so einfach. Darunter fallen dann aber auch schon alle Spontankäufe beim Bäcker oder im Süßigkeiten Regal. Bei Heißhungerattacken machst du ab sofort besser einen großen Bogen um alle Läden, Bäckereien und Tankstellen! Immer noch motiviert? Dann solltest du möglichst nur noch unverarbeitete Lebensmittel kaufen und selbst kochen und backen. Dann bestimmst du den Zuckeranteil. Wenn du jetzt verarbeitete Lebensmittel kaufst, solltest du dich vor dem Kauf ausgiebig mit der Zutatenliste auf dem jeweiligen Produkt befassen. Ich warne dich vor: deine Einkäufe werden – zumindest am Anfang – wesentlich länger dauern und, sofern du es mit der Reduktion deines Zuckerkonsums ernst meinst, dich zwangsläufig frustrieren. Warum? Weil du feststellen wirst, dass in sehr sehr vielen verarbeiteten Lebensmitteln Zucker enthalten ist. Einkaufshilfe bieten hier diverse Apps, die dir anhand der Codierung Aufschluss über die Inhaltsstoffe geben.
Wie sieht es mit Zuckeralternativen aus?
Wenn du nicht direkt auf Null runterfahren willst oder auch kannst, könntest du mit Honig, Agavendicksaft, Kokosblüten-, Ahornsirup und Kokosblütenzucker für dich vielleicht zumindest gesündere Alternativen finden. Meine Formulierung ‚oder auch kannst‘ ist nicht nur so dahin geschrieben. Wer bisher relativ viel Zucker konsumiert, leidet bei einer Zuckerreduktion durchaus unter Entzugserscheinungen. So können anfänglich vermehrt Unruhe oder Müdigkeit, Reizbarkeit, schlechte Laune bis zur Depression sowie Kopfschmerzen auftreten. Diese Alternativen sind natürlich auch Zucker, aber auf jeden Fall besser als irgendwelche chemischen Süßstoffe. Leider ist auch der natürliche Süßstoff Stevia nicht zu empfehlen. Ich rate dir daher ganz generell: Finger weg von Süßstoffen.
Ein Leben mit neuer gesunder Süße ist möglich!
Trockenobst, Nüsse und frisches Obst bieten eine gesunde süße Alternative.
Erst gar keine Süßigkeiten mehr einkaufen oder schenken lassen. Getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn 😉
Generell solltest du regelmäßig, ausgewogen und ausreichend Essen. Dadurch bleibt dein Blutzuckerspiegel konstant, denn wenn er sinkt, steigt die Gefahr einer Heißhungerattacke.
Eine gute Erste Hilfe-Maßnahme bei süßen Heißhungerattacken ist auch Zähne putzen. Nicht lachen, aber der frische Geschmack der Zahnpasta killt jeden Appetit auf Süßes. Du kannst es alternativ auch mal mit zuckerfreien Pfefferminzbonbons oder Kaugummi, ebenfalls zuckerfrei, probieren.
Regelmäßige Bewegung sowie ausreichend Schlaf halten deinen Hormonspiegel in Balance und helfen dir ebenfalls bei einem Leben ohne Zucker.
Fazit:
Wer wirklich will, kann auch ein glückliches Leben ohne oder zumindest reduziertem und bewusstem Zuckerkonsum führen. Trau dich und probiere es aus! Ich wünsche dir eine zuckerfreie glückliche Woche
Autor: Birgit Wilde
https://lebenmitallensinnen.meMit meinen „Jahresringen” an Erfahrungen und den entsprechenden Ausbildungen kann ich dir helfen, ebenfalls ein Leben mit allen Sinnen zu führen. Auf meinem Blog will ich einfach mit Interessierten teilen, was mich so bewegt.