… so hieß 1973 ein Film von Rainer Werner Fassbinder. Im Film geht es um eine ungleiche Liebesgeschichte zwischen einer Witwe und einem 20 Jahre jüngeren Marokkaner. Mir geht es heute allerdings darum, wie wir
mit Angst oder generell mit unangenehmen Gefühlen wie Wut, Traurigkeit, Eifersucht und eben Angst umgehen.
Oft genug passiert es: Es kommt ein Gefühl hoch, passt aber gerade nicht in meinen Tagesablauf, also verdränge ich es. Nehmen wir mal das Gefühl Traurigkeit. Überkommt mich die Traurigkeit im Büro, verfalle ich zum Beispiel in heftigen Aktionismus und erledige Unmengen. Eigentlich gut 😉 … Überkommt mich die Traurigkeit wenn ich zu Hause bin, fange ich vielleicht wie blöd an rumzutelefonieren oder schaue TV oder lese einen Krimi oder beginne mit dem längst fälligen Hausputz oder oder oder … ich lenke mich also grandios ab. Ganz sportliche unter uns ‘laufen’ vor dem Gefühl weg und gehen joggen oder walken.
”Angst ist für das Überleben unverzichtbar.” (Hannah Arendt / 1906-1975)
Funktioniert einmal, zweimal, dreimal … nur irgendwann, wenn es dann tatsächlich überhaupt nicht passt, dann kommt das Gefühl – egal ob Wut oder Angst & Co. so gewaltig hoch, da hilft dann gar nichts mehr!
Grundsätzlich wollen wir alle lieber kontrollieren, wann und wo wir welche Gefühle haben. Einerseits haben wir Angst vor unseren Gefühlen und andererseits auch vor unserer Verletzlichkeit, wenn wir sie zulassen. Aber was tun, wenn die Verdrängungsstrategien nicht mehr fruchten und das Gefühl jede Faser unseres Selbst beherrscht?
Sich trauen und in das Gefühl eintauchen! Jaja, genau: Angst, Wut oder Traurigkeit und auch Eifersucht zulassen und dann: in sich hineinhorchen. Jedes dieser Gefühle hat evolutionstechnisch gute Gründe und unseren Vorfahren nicht nur einmal das Überleben gesichert. Heute sind die Gefühle meistens nicht mehr für unser Überleben notwendig, sie lehren uns jedoch wichtige Dinge über uns selbst. Sie sagen uns etwas über unsere Bedürfnisse.
Laut Chip Conley* sind sie wie Botschaften und wenn wir sie richtig verstehen, weisen sie uns oft in die richtige Richtung. Zum Beispiel signalisiert Wut, das jemand eine Grenze überschritten hat. Angst soll uns einerseits vor Gefahren schützen, aber eben auch unsere Aufmerksamkeit erhöhen, wie bei Prüfungssituationen. Wenn wir etwas bedauern, auch ein Gefühl, ist es ein Hinweis darauf, dass wir uns demnächst hier wohl anders verhalten. Unsere Gefühle sind persönliche Botschaften, wollen uns auf etwas hinweisen und wollen stets nur das Beste für uns.
Das ist auch der Grund, warum wir die gleichen uns unangenehmen Gefühle immer wieder erleben, bis wir sie zulassen und hinsehen bzw. hinhören. Wenn die Angst also das nächste Mal auftaucht horche ich in mich hinein, fühle nach, wo sie sich körperlich bemerkbar macht. Verspannungen, Kopfschmerzen, Übelkeit sind deutliche Signale oder auch übermäßiges Schwitzen.
Beherrscht mich die Angst jetzt dauerhaft, wenn ich sie zulasse? Erstaunlich, aber wahr: NEIN! Je genauer ich hinschaue und hinhöre, um so greifbarer wird meine Angst für mich. Von überdimensional groß reduziert sie sich auf Normalmaß. Irgendwie wie eine schwarze Wetterfront im Sommer: zu Beginn ganz schön gewaltig und einschüchternd mit Sturm, Regen und Gewitter…nach ein paar Stunden endet alles in einem seichten Regen. Diese Erkenntnis hatte auch schon Jim Morrison (1943-1971):
”Setze dich deiner tiefsten Angst aus. Danach hat die Angst keine Macht mehr über dich und die Angst schrumpft und verschwindet. Du bist frei.”
Was auch noch hinzukommt: Das ewige Verdrängen und Weglaufen kostet wahnsinnig viel Energie. Wenn wir immer wieder unsere Gefühle ignorieren, werden wir irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes müde. Manchmal hören wir auch erst hin, wenn wir richtig krank werden. Denn wenn wir unsere negativen Gefühle verdrängen, bleiben oft auch die positiven Gefühle auf der Strecke:
”Die Wände, die wir um uns herum hochziehen, um die Traurigkeit auszusperren, sperren wir auch die Freude aus.” (Jim Rohn / 1930-2009)
Mein ganz persönliches Fazit: Wenn ein Gefühl wie Angst, Wut oder Traurigkeit in mir hoch kommt, schaue ich genauer hin und lasse es zu, sobald es machbar ist. Denn natürlich kann ich nicht in jeder Lebenssituation dem jeweiligen Gefühlsthema sofort nachgehen. Grundsätzlich habe ich jedoch – sehr schmerzhaft und intensiv – gelernt: Verdrängen hilft nicht. Ich kann nur ‘wachsen’, wenn ich meine Gefühle zulasse. Sie wollen mir etwas sagen.
Nicht immer muss ich das Gefühl bzw. die Botschaft dahinter auf Anhieb verstehen. Allein die Tatsache, dass ich das Gefühl bewusst zulasse, bringt mir Erleichterung und ich werde gelassener im Umgang mit mir und meinen Gefühlen.
Durch meinen neuen bewussten Umgang mit meinen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer und Co. nehme ich auch wesentlich bewusster wahr, dass es neben diesen recht ‘schweren’ Gefühlen auch eine ganze Reihe ‘leichter’ Gefühle wie Liebe, Freude, Sympathie und und und gibt.
Wer sich mit dem Thema Gefühle wahrnehmen, zulassen und nutzen intensiver beschäftigen will, dem kann ich das fundierte und trotzdem unterhaltsame Sachbuch
’36 Formeln, die Ihr Leben vereinfachen. Wie Sie Ihre Emotionen erfolgreich nutzen’
vom oben bereits einmal erwähnten Autor Chip Conley empfehlen.
Heute ganz gefühlvolle Grüße von mir!